Hallo,
ich habe da mal eine etwas ungewöhnliche Frage:
War von Euch schon mal jemand in der Behandlung eines Heilpraktikers? Oder habt Ihr jemanden in Eurem Bekanntenkreis?
Speziell vielleicht sogar bei einem Heilpraktiker für Psychotherapie (HPP) ? Oder hat einer schon mal Hypnose versucht?
Da ich bei meiner Psychotherapeutin momentan noch auf der Warteliste stehe und deswegen nur alle 6-8 Wochen
einen Termin bekomme habe ich mich in meiner Heimatstadt mal nach Alternativen Heilmethoden und deren Anbieter
umgesehen. Ich bin dann auf eine Dame mittleren Alters gestossen die als Heilpraktikern für Psychotherapie arbeitet.
Ich rief sogleich bei ihr an und sie erklärte mir am Telefon sehr freundlich dass sie schwerpunktmäßig mit Hypnose arbeitet
und unter anderem auch noch mit Heilmagnetismus und dem inneren Kind?! Ich wusste erst nicht was ich davon halten sollte
aber das mit der Hypnose hörte sich doch sehr gut an da man ja immer wieder von erfolgreichen Hypnosetherapien lesen kann.
Ich lies mir also einen Kennenlerntermin geben und war sehr gespannt auf meine allererste Hypnose. Leider wurde ich dann sehr
enttäuscht. Erstens hatte ich gar nicht das Gefühl tatsächlich in Hypnose versetzt worden zu sein, außerdem sprach die Therapeutin
mit einer so leiernden Stimme dass ich mich nicht richtig entspannen konnte. Draussen hörte man den Strassenlärm und ihr Magen
knurrte unentwegt, vielleicht lag es auch daran dass es schon fast zwölf Uhr Mittags war. Naja, ich gab der Dame noch eine Chance
und nahm noch ein paar Sitzungen war in denen es aber nicht wirklich besser wurde. Die weiteren Sitzungen fanden nicht mehr in
Hypnose statt, wahrscheinlich hatte die Frau bemerkt dass dies bei mir keinen Erfolg hatte.
Die Therapeutin machte mit mir nun sogenannte therapeutische Sitzungen in denen sie mich über mein Leben usw. ausfragte was
eigentlich ja so üblich ist. Während dieser Gespräche fielen aber einige etwas befremdliche Sätze wie: "Das wird eine sehr langwierige
Therapie, das kann ich Ihnen versichern" oder: "Ich glaube nicht an Krankheiten, es gibt keine Krankheiten", oder auch: "das ist karmisch".
Als ich nicht so richtig auf Ihre Anmerkungen einging und auch etwas verduzt schaute wurde sie langsam ungehalten und fragte mich
provokativ: "ja wollen Sie denn überhaupt gesund werden und Ihre Depression loslassen" und "es sei ja auch so bequem krank zu sein
und sich hinter der Depression zu verstecken". Sie vertrat auch die Ansicht dass Krankheiten nicht wirklich existieren, also auch
schwere Erkrankungen wie Krebs, Aids etc. nur selbstgewählte Zustände seien.
Ich sagte dann nicht mehr viel und wollte nur noch schnell aus der Praxis flüchten, sie drückte mir dann noch ein paar "Hausaufgaben"
in die Hand. Ein paar Dina/4 Blätter mit Übungen die ich Zuhause in Ruhe durchführen sollte. Da ich ja an Depressionen, Ängsten und
Panikattacken leide sollte ich verschiedene Akupunkturpunkte an meinem Körper "beklopfen" wenn die Angst mich übermannte oder
in depressive Zustände zu zerfallen drohte. Bei einer akuten Panikattacke sollte ich außerdem von 100 auf null rückwärts zählen. Toll.
Das hatte natürlich alles wenig bis garkeinen Effekt auf meine Zustände und Gemütslagen und ich war schwer enttäuscht, zumal die
Behandlungen nicht mit der Kasse abgerechnet werden können und man sie privat bezahlen muss. Kostenpunkt: 1 min = 1 €.
Zum Glück dauerten die Sitzungen nie länger als 60 Minuten und ich habe die Dame auch nie versucht telefonisch, per Whatsapp
oder Email zu erreichen weil das auch recht teuer geworden wäre z.B kostete eine Whatsapp schon 4 € usw.
( Falls jemand recherchieren möchte, die Dame heisst [edit: bitte Anonymität wahren])
Haltet Ihr solche Behandlungsmethoden für pietätlos oder bin ich einfach selber Schuld mich in solche Hände begeben zu haben?
Zu meiner Verteidigung muss ich sagen dass ich momentan wieder in einer akuten depressiven Phase stecke und wie gesagt
bereits 6 Monate auf einen Therapieplatz warte. Antidepressiva möchte ich nicht nehmen da die bei mir kaum Wirkung zeigen
und ich nur sehr unruhig und ängstlich davon werde, vor allem von den SSRIs. Die Trizyklischen machen mich hingegen sehr sehr
müde und lethargisch was ich sowieso schon bin. Also zwecklos.
Ein Therapie Platz in einer Akutklinik ist nur mit 3 Monaten Wartezeit zu bekommen und in die nächste Psychiatrie möchte ich
auch nicht unbedingt da ich da schon mal war und es mir nichts gebracht hat ausser dass man halt "verwahrt" ist. Auf meine
Depression hatte der Aufenthalt dort keinen Einfluss und da es eine Gemischpsychiatrie ist, also eine einzige Station die im
Umkreis von 50 km alles aufnimmt was weg von der Strasse muss. Ich war dort 3 lange Monate mit Alkoholikern, Junkies,
Borderlinern, Psychotikern, Schizophrenen usw. Ich habe bestimmt nichts gegen diese Menschen aber es war eben alles gemischt
und man war total überfordert mit all den verschiedenen Krankheitsbildern und konnte kaum zur Ruhe kommen. Es ist eben nur
eine Auffangstation fur akute Fälle und hat allgemein einen sehr schlechten Ruf, also eine psychosomatische Klinik wäre mir da weitaus
lieber gewesen.
Ich muss noch dazu sagen dass die Dame absolut gegen "chemische Keulen" war und von Medikamenten im allgemeinen gar nichts
hielt. Solche Zustände müssten eben "ausgehalten" werden und dürften nicht unterdrückt oder gedeckelt werden.
Die Krankheit will einem ja schließlich was sagen?! Zu meinem Erschrecken musste ich feststellen dass solche Heilpraktiker
gerade bei uns im Allgäu wie Pilze aus dem Boden schiessen und sie auch enormen Zulauf haben. Die Dame war komplett
ausgebucht und arbeitet nebenher sogar noch in der Schweiz um weitere Patienten behandeln zu können. In Österreich sind Heilpraktiker
übrigens verboten. Vielleicht nicht ohne Grund?!
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 12.04.17 09:02.