"Für mich persönlich bedeutet, mich zu meiner bipolaren Störung zu bekennen, dass ich die Reife erlangt habe, meiner Seele auch ein Mitspracherecht zu geben."
Liebe Sara,
das hast Du schön gesagt, insbesonders (für mich), weil ich "es" von einer anderen Seite beschrieben hätte.
"In einer Zeit und Gesellschaft der grossen Mobilität, ständigen Erreichbarkeit und körperlichen Attraktivität oder auch Gesundheit, war es für mich schwer, anzuerkennen, dass ein Teil von mir nicht so funktioniert, wie bei den Meisten. "
Tut es das ? Angeblich sind psychische Erkrankungen Nr. 1 in Dt.land (nicht nur da) geworden, es "funktioniert" also nicht so "richtig", höchstens im Sinne eines menschenmordenden TurboKapitalismus (Zeit ist Geld), den wir Europäer (Calvinismus als Mutter des Kapitalismus ?) der ganzen Welt (Kolonialismus) aufgedrückt
haben ! Und jetzt ernten wir böse Früchte, die wir selbst gesäät haben und immer noch säen (Waffen etc. ?). :((
"Bipolare Störung bietet auch Chancen, Chancen sich in der Andersartigkeit vom gros abzusetzen und Eigenständigkeit zu leben. Da es sich um eine chronische in seltensten Fällen heilbare Krankheit handelt, versuche ich Stabilität anzustreben mit Medikamenten, psychotherapeutischer Hilfe und Selbstverantwortung."
Oh ja, ich habe seit meiner gesichterten Diagnose erheblich an Lebensqualität gewonnen, auch wenn meine berufliche Laufbahn damit beendet war. Es ist und bleibt eine Herausforderung, mit der BS überwiegend zufrieden, gar glücklich leben zu wollen. Nicht immer, aber immer öfter .. ;-))
Ich glaube, dass wir den nötigen "MIX" aus PT, Medis und Selbstverantwortung auch nur selbst raus finden können, und das ist halt höchst individuell. Meine Ex-
Lebensgefährtin, wir haben gemeinsam einen 34 jährigen Sohn, bescheinigte mir extreme "Leidensfähigkeit", sowie ein "Loch" in der Seele, Liebessehnsucht, das sie nicht füllen könne. Fast 30 Jahre sind seither vergangen, und sie hatte völlig Recht mit ihren Worten, das begreife ich zunehmend erst seit wenigen Jahren ... Wenn wir
uns gelegentlich mal sprechen, ist das immer ziemlich humorvoll .. ;-))
"Das Schubladisieren finde ich grundsätzlich hilfreich, aber auch gefährlich. Sind wir Menschen doch alle individuell eben einzigartig. Also ich bin Bipolar ja, aber ich komme weg vom Typisieren, entweder hat es mich oder eben nicht oder nur wenig oder eben viel."
Mit bipolaren Menschen kann man oft viel schneller und zielführender in den intensiven Austausch kommen, bedingt durch die Phasen, ist das auch schnell wieder vorbei, insofern würde ich dort keine Wertung abgeben, wir sind halt wirklich individuell einzigartig. Ehrlich gesagt, versuche ich bei JEDEM menschlichen Austausch, die BS zu "vergessen", das ist doch "nur" ein Teilaspekt !
"Bipolarität als Chance: ich habe endlich Zugang zu meiner Seele gefunden und lerne einen wesentlichen Teil von mir nun auch besser kennen. "
Das ist die tolle Aussage in Deinem Text ! Und ich glaube fest, das diese "Chance" auch Schönheit ins Leben bringt, wenn man lernt, die miesen Seiten des Lebens, des eigenen Selbst (?) zu meistern, zu meiden, nicht mehr als wichtig zu erachten. Vielleicht muß mensch dafür alt werden ? Bei mir ist das (leider) so...
Wir sind viel im Garten, und ich staune wie ein kleines Kind, welche Kraft die Natur nach dem Winter hat, "Auferstehung nach dem Tod" ...
Danke für Deine Zeilen und auch für die Kommentare, es liess mich lächeln .. :)
Ich wünsche Euch friedliche Feiertage, einen schönen Frühlingsanfang,
lgt
