Hallo Anne,
ich hatte gestern eine Diskussion über unser Thema mit einer Mitarbeiterin der APP (ambulanten psychiatrischen Pflege),
die regelmässig zu mir kommt.
Das hat mich doch sehr interessiert, weil sie vor 30 Jahren als Stationsschwester in der geschlossenen Station der Psychiatrie
gearbeitet hat.
Was sie erzählt hat, kommt dem nahe, was Du aus Deinen Erfahrungen heraus geschrieben hast, fast noch schlimmer, bis
hin zu Versuchen, die man an psychisch kranken Menschen vollzogen hat,
Darum kann ich es sehr gut nachvollziehen, wenn diese Patienten lebenslang stark traumatisiert sind.
Das ist seit langer Zeit nicht mehr so.
Mittlerweile haben die Patienten zum grössten Teil das Recht auf ihrer Seite.
Sie erzählte mir von einem Vorfall, den sie vor einiger Zeit erlebt hat, als sie noch in der Psychiatrie tätig war.
Ein Patient hatte eine starke Entzündung des Zahnfleisches, die auch mit seiner Einwilligung behandelt wurde.
Täglich musste das Zahnfleisch mit
einer entzündungshemmenden Salbe behandelt werden, bis ihr eines Tages der Patient in den Finger beissen wollte.
Beim reflexartigen herausziehen ihres Fingers ist sie an seine Wange gekommen, was er zum Anlass nahm, laut
schreiend über die Station gelaufen und dem entgegenlaufenden Arzt mitgeteilt, daß er geschlagen wurde.
Das Ausmass dessen war so gross, daß das Recht erst einmal auf seiner Seite stand und meine Fachkraft
einen Prozess hinter
sich bringen musste, mit der Verwarnung, daß sie sofort ihren Job verliert, wenn ähnliches nochmals passiert.
Nachher gab er zu, daß es von ihm beabsichtigt war.
Das ist jetzt nur ein Beispiel, obwohl ich immer recht kritisch bin, wenn es um Einzelbeispiele geht.
Heute hat der Patient in einer Psychiatrie ein absolutes Mitspracherecht, wird als Mensch gesehen und nicht als
"Verrückter", den man jeder Zeit und nach Belieben sedieren oder fixieren, evtl auch noch starke Gewalt
anwenden kann, wann immer man will.
Alle 4 Wochen wird ein neuer richterlicher Beschluss gestellt, ob es bei der jeweiligen Behandlung bleibt oder nicht,
Das heisst für mich, daß schon Kontrolle erfolgt, wie und wo der Patient behandelt wird, er dadurch geschützt wird
und Entscheidungen nicht mehr alleine dem Klinikpersonal überlassen wird.
Ausserdem sehen die sich schon vor, da durch die Medien, Internet usw sehr viel an die Öffentlichkeit kommt.
"Schwarze Schafe" gibts allerdings überall, ist aber auch in der Psychiatrie nicht die Regel.
Viele Grüsse
mexx
Betroffene Bipo 2
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Niemand braucht so bitternötig ein Lächeln
wie derjenige,
der für andere keins mehr übrig hat.
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 15.03.17 12:24.