Re: Wie soll ich damit umgehen?

12. 03. 2017 00:39
Halllo Kiki,

ich bin selber noch ganz neu als Angehörige hier im Forum.
Mein Freund bzw. Exfreund hat vor wenigen Wochen die Diagnose Bipolare Störung bekommen.
Mit ihm habe ich jetzt vorallem die Manie erlebt....diese dafür allerdings sehr extrem und schon ins psychotische gehend. Diese Episode dauert jetzt schon gut ein dreivierteljahr an. .
Rückblickend gab es davor evtl auch eine leicht depressive Zeit oder zumindest depressive verstimmungen..allerdings nicht eindeutig. Definitiv keine schwere Depression seit ich ihn kenne.
Zu den Angstzuständen habe ich auch keine Erfahrungen gemacht..Wie lange eine Episode andauern kann ist meines Wissens nach extrem unterschiedlich. Von wenigen Tagen bis zu Monaten ist alles drin
Deine weiteren Beschreibungen klingen für mich aber schon sehr nach einer Manie. Mit dem Unterschied, dass meinem freund Körperhygiene und Erscheinungsbild irgendwann einfach nur noch egal waren.

Tägliche oder auch stündliche nicht nachvollziehbare Meinungswechsel sind mir nur allzu bekannt. Normale Gespräche und Einsicht gab es auch bei uns nicht...wenn dein Mann wirklich manisch ist kann es das auch gar nicht geben. Denn dann herrscht in seinem Kopf tatsächlich einfach eine andere Realität, die für ihn das einizig Wahre und für andere nicht nachvollziehbar ist. Auch die Aussage das es ihm gut geht passt.
Er fühlt sich in der Manie unbesiegbar...allen überlegen und überhaupt einfach Stark...er fühlt sich wirklich gut.
Beleidigend, aggressiv, verletzend - jap auch das kann ich bestätigen. Versuche das alles möglichst nicht persönlich zu nehmen auch wenn es schwer ist. Das kommt gerade nicht von seinem Gesunden Verstand sondern entspringt der tobenden Manie in seinem Kopf. Man kann versuchen seine Worte noch so Weise zu wählen...irgendwas passt immer nicht...
Im Unrecht zu sein ist für seinen Verstand gerade nicht möglich.

mein Freund hat sich übrigens auch von heute auf morgen von mir getrennt. Plötzlich keine Gefühle mehr. Liebt eine andere...

Leider musste ich die Erfahrung machen, dass man wirklich ziemlich machtlos ist. Im Prinzip muss er es selber begreifen und das kann dauern. Vielleicht muss er dafür erst mal wieder ganz schön tief fallen.
Wenn es ganz schlimm wird besteht höchstens noch die Chance über eine Zwangseinweisung..aber dafür muss schon ganz schön was passieren und man sollte sich gut darüber informieren bevor man versucht sowas anzugehen...und selbst mit Zwangseinweisung kann es sein, dass er nach 24 Stunden schon wieder raus ist. Geht dabei nämlich auch um Menschenrechte...

Mein Freund hat sich irgendwann nachts selbst einen Krankenwagen gerufen und gesagt "Ich glaube ich bin ein Psychopat"...das kam ganz plötzlich.
Meine Vermutung ist, dass sein Zustand immer weiter ins psychotische gegangen ist und er in dieser Nacht vielleicht Halluzinationen hatte, die ihm wirklich Angst gemacht haben müssen. Letztendlich weiß aber keine was genau in dieser Nacht wirklich passiert ist...ich glaube nicht mal er selber.

Er ist dann vom Krankenhaus in eine Psychiatrie verlegt worden...das auch erst mal freiwillig. Dort muss er ausgerastet sein, denn er wurde am Bett fixiert und mit Medikamenten ruhig gestellt. Nach 24 Stunden hat er sich selber entlassen. Die Erfahrung war für ihn wohl sehr schlimm.

Einen Tag später habe ich ihn zufällig draußen gesehen und er hatte totale Körperspasmen oder Krämpfe. Sah aus als hätte er einen Schlaganfall. Ich habe dann einen Krankenwagen gerufen und wir sind über die Notaufnahme in die Psychiatrie eines Krankenhauses. Dort war er dann erst mal eine Nacht in der geshclossen und seitdem freiwillig in der offenen.
Die spasmen waren wohl eine reaktion auf das Medikament, das er in der anderen Klinik bekommen hat...


Wie gesagt ich bin selber noch "Neuling" und kann nur berichten was ich bisher erlebt habe. Aber ich dachte auch das kann interessant sein für dich.

Ich kann dir das Buch " Der Bipolare Spagat" empfehlen. Ist von einer Betroffenen für Angehörige und es hilft einem wirklich diese Erkrankung etwas nachzuvollziehen. Bezieht sich aber auch auf dich und deine Emotionen als angehörige.
Frustrierend bleibt es trotzdem, denn es macht einem immer wieder klar wie zerstörerisch diese krankheit sein kann und wie machtlos man dagegen ist.
Viele Dinge muss man einfach so hinnehmen wie sie sind obwohl sie einen so sehr verletzen...ob man das kann und möchte muss jeder für sich entscheiden. Fühle dich nicht in die Pflicht genommen ihm zu helfen wenn du glaubst, dass du selber daran kaputt gehst..
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Wie soll ich damit umgehen?

Kiki2014 1730 06. 03. 2017 11:48

Re: Wie soll ich damit umgehen?

Johnny90 714 06. 03. 2017 16:28

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hanitas 665 06. 03. 2017 17:02

Re: Wie soll ich damit umgehen?

Kiki2014 633 06. 03. 2017 21:58

Re: Wie soll ich damit umgehen?

Lillyinside 620 12. 03. 2017 00:39

Re: Wie soll ich damit umgehen?

Kiki2014 592 13. 03. 2017 15:14

Re: Wie soll ich damit umgehen?

Lillyinside 521 13. 03. 2017 19:40

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Kiki2014 474 13. 03. 2017 23:19

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Kiki2014 397 14. 03. 2017 09:26

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Lillyinside 555 12. 03. 2017 00:52

Re: Wie soll ich damit umgehen?

4Komma5 626 14. 03. 2017 09:37

Re: Wie soll ich damit umgehen?

Kiki2014 436 15. 03. 2017 13:37

Re: Wie soll ich damit umgehen?

4Komma5 496 16. 03. 2017 13:39



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