Hallo Moorfrosch,
Du fragst ob ich Dich meine, wen ich von alternativen Fakten spreche. Meine Antwort lautet Ja und Nein.
Offensichtlich falsche Dinge schreibst Du nicht, zumindest was ich bisher gelesen habe. Aber du suchst Dir das raus was in Dein Meinungsbild passt und verschweigst den ganzen bunten Rest, der dem entgegenstehen würde.
Damit zeichnest Du ein einseitiges und verzerrtes Bild. Auch so etwas ist Meinungsmache.
Ich möchte Dir ein paar Beispiele nennen:
Es gibt Soterien, z.B. in Berlin im St. Hedwigskrankenhaus, deren Psychiatrie zur Charite gehört, eine der "schrecklichen" schulmedizinischen Großklinika.
Ebenfalls in Berlin wird in der ambulanten Versorgung der offene Dialog praktiziert und gelehrt.
Du hast die Leitlinien wohl nicht gelesen (was auch zu verstehen ist, 540 Seiten so trockenen Stoff zu lesen ist
jedermanns Sache). Denn dann würdest Du nicht vom leitliniengerechten "Zudröhnen" reden. Auf mehr als 200 Seiten setzt sich die Leitlinien differenziert mit der medikamentösen und
psychotherapeutischen Therapie auseinander, und bespricht auch eine ganze Reihe anderer Methoden mit der Krankheit umzugehen.
Es wird z. B. nicht empfohlen, sofort mit Haldol eine Dauertherapie zu fahren ( nur um Absudistan zu bedienen).
Leider ist es so, dass viel Ärzte und Krankenhäuser nicht die Kapazitäten haben, aufgrund von chronischen systembedingten Personal und Geldmangel alle Empfehlungen der Leitlinie umzusetzen. Diese ist im übrigen trialogisch erstellt, das heißt in jeder Arbeitsgruppe waren Betroffene und Angehörige mit dabei und haben mit entschieden.
EKT ist nur eine Option, wenn alles andere bei schwersten Depressionen versagt.
Ich weiß dass Leute die antipsychiatrisch denken, dies immer als ultimative Argumentationskeule benutzen,
dabei aber übersehen, das es durchaus helfen kann und damit stellt sich die Frage ob man es ethisch vertreten kann das einem z.T. seit Jahren schwerst depressiven Menschen vorzuenthalten. UND jeder entscheidet selber ober er/sie das möchte.EKT als Zwangsbehandlung gibt es nicht.
Ich möchte Dir auf keinen Fall deine persönlichen Erlebnisse absprechen. Ich kann deine Wut, Empörung und Verletztheit mehr als gut nachvollziehen, weil ich nicht nur einmal dasselbe erlebt habe.
Dies hab mich dazu gebracht mich ehrenamtlich zu engagieren um genau das, wenn es irgendwie geht, zu verändern.
Das Psychiatrie nicht mehr ein Ort sein kann, wo Zwang und Angst herrschen müssen.
Mein Weg ist nur derjenige, das was hilft, behalten und das was zerstört, ändern.
Grüße
Johanna