ich möchte Nils Aussage nochmal untermauern.
Ich kenne niemanden, der ohne großes Wissen über die Krankheit und den eigenen Verlauf dieser und die eigenen Fallstricke es längerfristig ohne Medikamente ausgehalten hat. Die Leute sind immer wieder in schwere Phasen gerasselt mit sämtlichen Schäden (finanziell, beruflich, sozial, familiär)
Bipolare Menschen, denen es gelingt ohne bzw. nur mit Bedarfsmedikation auszukommen haben sich oft viele Jahre auseinandergesetzt mit der Erkrankung und Medikamente zu nehmen. Und sie sind im Ernstfall, den sie gelernt haben oft selbst zu erkennen, bereit, über einen gewissen Zeitraum wieder Medikamente zu nehmen. Sie haben ihr Notfallmedi immer zu Hause und kennen sich damit aus, auch was ihre persönlichen Dosierungen angeht.
Soweit muss man erstmal kommen.
Vom Wissen, der Compliance und Versorgung seit rd. 15 Jahren in einer Bipolar-Ambulanz einer Uni-Klinik würde ich mir das zutrauen. Ich lasse es trotzdem und nehme meine Medikamente weiter. Die Zeit ohne war zwar oft nicht begleitet von schweren Manien und Depressionen, trotzdem hat mir meine Vulnerabilität das Leben sehr erschwert. Das will ich nicht mehr haben.
ICD-Code, letztendlich liegt es in der Verantwortung deiner Angehörigen, welche Entscheidung sie trifft. Eine Entscheidung ist schon mal die falsche. Nämlich die Behandlung und Einschätzung der Medikamente einem Hausarzt zu überlassen. Sie sollte sich einen Psychiater suchen.
Außerdem sollte sie (oder er) sich konkret belesen für den Anfang. Gerade für Medikamentengegner halte ich "Achterbahn der Gefühle" von Thomas Bock als geeignet. Er erklärt die Erkrankung sehr warmherzig, manchmal auch mit Humor, ist kein Medikamentengegner aber plädiert für sorgsamen Umgang damit.
Dann sollte sie sich noch ein paar Standardwerke z. B. von Prof. Dr. Bräunig reinziehen, um ein Gefühl für die BS zu bekommen.
Ich habe in der ersten Zeit sehr viel gelesen, war auf vielen Veranstaltungen rund um das Thema, habe viele bipolare Menschen kennengelernt. Mit einigen bin ich seit Jahren eng befreundet. Ich gehe in eine Selbsthilfegruppe. Der Austausch mit anderen Betroffenen tat und tut mir gut (meistens jedenfalls) Das alles hat auf Dauer mein Bild im Umgang mit der BS geprägt.
Du kannst dich noch so viel austauschen und informieren. Wenn deine Angehörige dicht macht, kannst du nichts tun. Es ist IHRE Krankheit. Sie kann nichts dafür, dass sie die hat. Aber sie kann etwas dafür, wie sie damit umgeht.
Alles Gute
Friday
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Nicht alles, was schwankt, ist bipolar.
Hätte ich die Kraft nichts zu tun, ich täte nichts.
Man muss sich von sich selbst nicht alles gefallen lassen.