Liebe Friday,
oh mann, das ist wirklich ein zur Zeit trauriges, aber immer wichtiges Thema. Letztendlich geht es ja um die Frage, wie kann ein Mensch am besten behandelt und beschützt werden in seiner Krankheit. Wie kann die Würde des Menschen erhalten werden. Ich stand immer, wie die meisten hier, Zwangsbehandlungen sehr skeptisch und für mich selbst natürlich ablehnend gegenüber. Aber mitzubekommen, wenn auch aus der Ferne, wie Inga, ein Mensch, dem ich mal sehr nahstand, so fern ihrer Persönlichkeit handelt und sich selbst schadet und dabei noch nicht mal von sehr erfahrenen und klugen Freunden beschützt werden kann, weil Ärzte sich nicht trauen, die Verantwortung für eine Zwangsbehandlung zu übernehmen. In dem Fall für einen erzwungenen Aufenthalt und Medikamente. Das ist sehr bedrohlich für Inga, ihre Familie, ihre Freunde, ihre Umgebung. Ja, und letztendlich geht es ja doch um Leben und Tod. Die Frage ist ja auch immer, wie mit Gesetzen umgegangen werden, wie sie interpretiert werden, und ob im Notfall auch mal mehr auf Freunde und Familie gehört wird und zu einer Ausnahmeregelung gestanden wird. Liebe Friday, welche Chancen gibt es durch die erwirkte Betreuung?
Ich habe übrigens all meinen Freunden gesagt, dass ich notfalls auch zwangsbehandelt werden möchte, eh ich mich in den Ruin treibe. Das werde ich auch schriftlich so festlegen. Mein Psychiater meinte allerdings, dass es selbst dann nicht unbedingt beachtet würde. Ich denke, meine Freunde können besser als jeder Arzt beurteilen, ob ich mich gänzlich wesensfremd peinlich oder nur normal peinlich verhalte.Dieses Thema ist noch nicht zu Ende gedacht, weder von Betroffenen noch von Ärzten. Es ist gut, dass Du es thematisierst. Es betrifft uns alle. Und obwohl ich nicht mehr viel mit Inga Kontakt hatte, bricht es mir das Herz zu sehen, wie es immer weiter bergab geht. Und das auch ein Erwachen aus dieser psychotischen Manie für Inga so unglaublich schmerzhaft sein wird.Und trotzdem das Erwachen das Beste ist, was ihr passieren kann.
Liebe Grüße