Jeder Mensch ist manisch-depressiv.

01. 02. 2017 14:37
Hallo liebes Bipolar-Forum,

dies ist mein erster Beitrag, also stelle ich mich kurz vor. :) Mein Name ist Matthias, ich bin 20 Jahre alt und habe vor ca. zwei Monaten mit einer Lithiumtherapie begonnen. Mittlerweile bin ich bei 1600 mg pro Tag.
Der Verdacht auf Bipolare Störung kam bei mir das erste Mal vor ca. anderthalb Jahren auf. Ich befand mich gerade bei meinen Großeltern, als eine Aussage meiner Mutter am Telefon "Du bist einfach nur faul Matthias, nix' weiter!" mich tatsächlich emotional zusammenbrechen ließ. Ich wollte sie stolz machen, ich wusste ich hatte das Zeug dazu ein großer Mann zu werden, doch irgendwo scheiterte ich ständig. "Warum weinst Du, Matthias?", fragte mich mein Opa. Ich saß oben in meinem Zimmer, schaute unter Tränen in den Garten und erwiderte entschlossen: "Ich bin nicht faul, Opa... Ich. Bin. Nicht. Faul!" Tränen liefen mir in Strömen hinunter, und verzweifelt schluchzte ich: "Weißt Du, manchmal fühle ich mich, als könnte ich Bäume ausreißen, und das geht dann zwei Wochen gut. Aber dann wird mir immer der Wind aus den Segeln genommen, und ich habe einfach keine Kraft mehr. Ich bin nicht faul. Und ich habe Disziplin. Aber... Aber ich kann so nicht..."

Ich beschrieb meinem Opa weiter, was mich so plagte, da eröffnete er mir, dass er mich schon länger beobachtet und es eine Krankheit namens Bipolare Störung gebe, die ich soeben wie aus dem Lehrbuch beschrieben hätte. Sechs Monate später zog ich bei meinen Großeltern für ein halbes Jahr ein, wo sie mich beobachteten und Tag für Tag die Stimmung beurteilten. Als sie sich sicher waren, stattete ich dem Psychologen einen Besuch ab. Auch er war sich zu "99,9 %" sicher, ich sei manisch-depressiv. So fest mein Opa und besagter Doc auch überzeugt waren, Matthias war es nie wirklich. Und das bringt mich zu meinem Anliegen.

Alleine, liebe Forumsmitglieder, wäre ich niemals auf diese Diagnose gekommen. Himmel, ich kannte diese Krankheit nicht einmal! Und selbst wenn ich sie gekannt hätte, dann wäre alles "ganz erklärlich und natürlich gewesen". Schließlich glaubt man in Depressionen immer, es müsse einem tatsächlich so schlecht gehen, und das Depressionsthema sei zu hundertprozentig real. Und in Manien... Jeder hat ja schließlich auch mal einen guten Tag. Meine Freunde freuen sich über meine Energie, was sollte da schon falsch sein können. Und ein bisschen arrogant ist ja auch jeder mal...

Dass ich nicht alleine draufgekommen wäre, liegt wahrscheinlich daran, dass ich wenn überhaupt, nur eine schwache Form der Krankheit habe. Ich bin nie aus Flugzeugen ohne Fallschirm gesprungen, weil ich dachte ich könnte fliegen... Oder in Las Vegas am Casinotisch aufgewacht... Oder mit dem Taxi nach Frankreich gefahren. Sollte ich wirklich manisch-depressiv sein, dann hat diese Krankheit ganz subtil mein Leben unterhöhlt, immer mal wieder Stolperfallen eingebaut und mich vielleicht sogar einen Job gekostet.

Jetzt zum Punkt. Ich habe mich jetzt ein ganzes Jahr lang intensivst mit diesem Thema auseinandergesetzt, Bücher verschlungen und Foren durchstöbert. Vielleicht anders als viele von Euch, habe ich aber die meiste Zeit damit verbracht überhaupt einmal herauszufinden, ob ich diese Krankheit habe. Und gerade wenn ich mit meinen Freunden und Bekannten redete, hörte ich so oft: "Das ist doch ganz normal."

Und hey, ja, das ist ganz normal. Ab dem 2. Januar füllen sich die Fitnessstudios, und lauter Menschen sind voller Elan am Trainieren, die dann zwei Wochen später nie wieder hingehen. Menschen sind zwar nie grundlos traurig, aber reagieren dennoch oftmals über. Kein Mensch ist im Dauer-High, und wenn wir ehrlich sind, wollen wir mit solchen Leute doch nichts zu tun haben. Denn so ist das Leben nicht.

Ich hatte mal ein schönes Bild gefunden... "If there are no ups and downs in your life, it means you are dead." "Wenn es keine Hochs und Tiefs in Deinem Leben gibt, heißt das, dass Du Tod bist." Dazu im Hintergrund eine Herzfrequenzanzeige ;-)

Also meine Frage, über die hier bitte bitte rege diskutiert werden soll. Sind wir nicht alle manisch-depressiv, doch nur wenige so sehr, dass Sie es mit Disziplin und Willenskraft nicht mehr unter Kontrolle bekommen. Sind wir nicht alle irgendwo Bipolar, wenn auch nur in ganz unterschiedlichen Formen? Gänzlich geklärt ist es ja noch nicht, was genau eine Bipolare Störung verursacht, und noch weniger, warum Lithium dagegen hilft.


Freunde, danke für's Lesen... Euch allein einen schönen Tag und überlegt einmal...


Sind wir nicht alle manisch-depressiv? Und wenn ja, wo zieht man die Grenze, etwas dagegen zu tun?
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Jeder Mensch ist manisch-depressiv.

Natural Cocaine 2576 01. 02. 2017 14:37

Re: Jeder Mensch ist manisch-depressiv.

Sumosimi 749 01. 02. 2017 16:56

Re: Jeder Mensch ist manisch-depressiv.

Kessy 779 01. 02. 2017 17:22

Re:nicht Jeder Mensch ist manisch-depressiv.

Irma 717 01. 02. 2017 17:30

Re: Jeder Mensch ist manisch-depressiv.

Deborah 572 01. 02. 2017 17:45

Jeder Mensch ist manisch-depressiv. Das stimmt nicht

Lichtblick 600 01. 02. 2017 18:42

Re: Jeder Mensch ist manisch-depressiv. Das stimmt nicht

Lichtblick 532 01. 02. 2017 18:52

Re: nö

fahni 704 01. 02. 2017 18:45

Re: nö

Eternity 461 01. 02. 2017 19:06

Re: oh man

Nicole70 563 01. 02. 2017 19:20

Re: oh man

Aradia 521 02. 02. 2017 00:37

@Aradia

Eternity 497 02. 02. 2017 19:48

Re: @Aradia

Aradia 447 06. 02. 2017 08:38

Re: @Aradia

Eternity 439 06. 02. 2017 13:42

Re: Jeder Mensch ist manisch-depressiv.

Mezzo74 552 02. 02. 2017 10:13



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