Aggressive Manie mit Psychosen - direkt unter uns

15. 01. 2017 16:57
Hi,
Wie laufen bei euch Psychosen ab? Haben diese auch bereits Menschen in Gefahr gebracht? Schätze ich die Gefahr richtig ein?

Seit 2012 weiß ich von der Bipolarität meiner Mutter. Diese hat sie seit 1992, anfangs 3 Jahre medikamentös behandelt und etliche Jahre unbehandelt (weshalb ich auch eine unschöne und traumatische Kindheit hatte)
2012 war sie in einer schweren Manie mit Psychosen. Sie ging ihrer Wahnvorstellung "auf den Leim", ihre Familie, die sie damals in Folge einer Manie zwangseinweisen ließen, würde ihr auflauern. Ihr Wahnkonstrukt verflocht sie mit meinen alltäglichen Erzählungen und so brach ich den Kontakt ab. Ich konnte ihr nicht helfen ohne selbst daran kaputt zu gehen. Jedes Gespräch war ein Kampf.

Im Laufe des Jahres 2013 ebbte die Manie ab und 8-9 Monate später traf ich mich mit ihr, um ihr zu erzählen, was sie getan hatte. Vieles wusste sie nicht mehr und war geschockt, sie erinnerte sich nur daran, dass wir Streit hatten, aber nicht wieso. Daher war sie bereit für eine Therapie in einer Tagesklinik und wurde dort medikamentös eingestellt. Das Endgespräch mit der Psychologin der Klinik verlief positiv. Wir einigten uns darauf, dass ich eine Einweisung in eine Psychiatrie so gut es geht vermeide - sobald allerdings wir, sie oder meine Kinder in Gefahr seien, müsse ich sie umgehend einweisen.
So vergingen die Jahre - es war nur noch hin und wieder etwas von einer Depression zu merken. Ein gemeinsames Haus zu beziehen und ihr dadurch familiären Halt zu geben, empfanden die Ärzte als ratsam. Immerhin sei sie nun medizinisch abgedeckt. Was wir 2014 somit in die Tat umsetzten.

Nun nahm das Drama seinen Lauf und jeder Betroffene wird wohl nun wissen was uns blühen sollte....
Das Leben mit ihr war unheimlich anstrengend. Streits, die aus ihrer Vergesslichkeit resultierten (natürlich waren wir grundsätzlich die Schuldigen...). Man konnte es ihr gar nicht recht machen (mal war es ihr zu viel Aufmerksamkeit, dann wieder zu wenig). Es war schier unmöglich etwas richtig zu machen. Wir dümpelten von Jahr zu Jahr hin und hatten den Plan ihr im Sommer 2017 einen Auszug zu ermöglichen (da sie vom Amt lebte und wir ihre Miete übernehmen müssten, wenn sie ausziehe, war das somit eine größere Geschichte, die gut durchdacht werden sollte). Ich konnte einfach nicht noch ein weiteres "Kind" großziehen... meine Nerven liegen seit 2016 blank.

Jedoch kam uns die nächste Manie mit ihren Psychosen zuvor.
Sie lernte nun wieder Männer kennen, wollte nach 7-Tagen-Kennerlernen ausziehen, ich erklärte ihr, dass ich das überstürzt finde, sie aber selber wissen müsse, was sie wann und mit wem tun möchte. Trotzdem brach sie einen Streit vom Zaun wegen Nichtigkeiten. Ihr Kopf erfand "Antworten", die wir ihr niemals gaben. Egal was wir taten, es wurde alles nur noch aggressiver und schlimmer. Natürlich passierte das zwischen Weihnachten und Neujahr, so dass wir auch keinem ihrer Ärzte Bescheid geben konnten. Sie hämmerte gegen die Wände, hörte ab 5 Uhr morgens sehr laut Musik und gröhlte mit. Nachdem sie derart aggressiv auf uns reagierte, schlossen wir uns ein und vermieden es, Kontakt zu ihr zu haben. Ich erzählte meinem Bruder, was geschehen war und auch ihm wurde bewusst, dass da plötzlich eine ganz andere Frau saß. Das war nicht unsere Mutter, die wir kannten. Sie schmiss im Garten mit Backsteinen und Sandsäcken um sich, drohte uns und unserer Nachbarin. Kosten für ihre Wohnung wollte sie nicht mehr bezahlen. Sie hatte sich nun ein Wahnkonstrukt über mich kreiert.

Schlussendlich schrieb sie meinem Bruder, dass es am besten wäre, sie zünde nun das Haus an und verschwinde. Er telefonierte mit ihr, um sie hinzuhalten bis die Polizei eintraf, die sie in die Psychiatrie brachte. Sie verbrachte nur eine Nacht dort und tauchte hier wieder mit einem süffisantem Lächeln im Gesicht auf "Na, hat wohl nicht geklappt?"
Wir hatten panische Angst als sie nun wieder hier war. Wir konnten sie nicht einschätzen und waren uns alles andere als sicher, wie weit sie in ihrer Psychose gehen würde. So kannte man sie nicht. Wir riefen nach 4 Tagen erneut die Polizei, nachdem ihr Psychiater bestätigte, dass sie dringend in Behandlung und Beobachtung einer Psychiatrie gehöre. Mit ihrer erneuten Einweisung fiel uns eine riesige Last von den Schultern endlich nicht mehr allein zu sein. Die Ärzte dort wurden haargenau unterrichtet was vorgefallen war.

Nun bin ich in ihren Augen die Schuldige, die Böse, die sie krankmache und abschiebe. Meinem Bruder erzählte sie, sie habe den Verdacht, dass ich die Ärzte dazu ermutigen könnte, ihr die Todesspritze zu verabreichen. Ich erledig(t)e alles für sie - nun in der Manie in ihren Augen natürlich reine Kontrolle und Einschränkung. Alles Schlimme, das ihr widerfährt wie ihr nun leeres Bankkonto, schreibt sie mir zu. Sie straft mich mit Verachtung, wenn sie anderen von unserem Fall berichtet. Sie verbietet uns mit Ärzten in Kontakt zu treten. Für mich als Tochter, die sich seit 2013 förmlich aufopferte, ist das besonders schwer und ich habe mir geschworen, mich nun davon zu lösen. Eine fristlose Kündigung ist aufgesetzt und ein Kontakt- und Näherungsverbot im Gange. Unser Anwalt hat beim Amtsgericht eine Betreuung angeregt. Ich möchte diesen Kampf nicht mehr und hab mich daher entschlossen, dass ich dauerhaften Abstand möchte. Ich kann damit nicht umgehen und will auch meinen Kindern diesen Terror ersparen. Da es sich lediglich um eine Einweisung über den Hausarzt handelt, könnte sie sich auch jederzeit entlassen und wir stehen alle sehr unter Strom.

Nun bekomme ich zu hören "Aber es ist doch deine Mutter... Du kannst sie doch nicht auf die Straße setzen... "
Nur weil ich ihre Tochter bin, bin ich doch nicht verpflichtet mich und meine Kinder in Lebensgefahr zu begeben? Was wenn ein weiterer Wahn sie dazu bewegt, uns (in ihren Augen gerade der Feind) nun endlich aktiv loswerden zu wollen? Dass sie hier je Backsteine durch die Gegend pfeffert und unserer Nachbarin angeht, hätten wir immerhin auch nicht erwartet.
Bei ihr ist es so, dass die Psychosen sich mit der Realität vermischen, so dass sie vieles auch nach den Wahnvorstellungen für wahr hält - und sie so Geschichten aus ihrem Leben "zurechtbiegt" wie ihr Kopf es ihr zeigt. Daher habe ich besonders Angst, dass sie mir und meiner Familie zu nahe kommen könnte.
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Aggressive Manie mit Psychosen - direkt unter uns

Zaziel 2373 15. 01. 2017 16:57

Re: Aggressive Manie mit Psychosen - direkt unter uns

fahni 731 15. 01. 2017 20:00

@ Zaziel

Deborah 702 16. 01. 2017 06:45

Re: @ Zaziel

Eternity 585 16. 01. 2017 16:17

Re: Aggressive Manie mit Psychosen - direkt unter uns

MadameX 680 17. 01. 2017 14:17



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