Re: Umfrage zur Genomsequenzierung

24. 10. 2016 21:23
Hallo zorro,

du schreibst ein par Dinge, die ich nicht unkommentiert lassen möchte:


>
> Ich selbst halte solche genetischen Analysen
> gerade wenn es um psychische Erkrankungen geht als
> sehr zweifelhaft.

Beim *momentanen* Stand der Forschung stimme ich dir da unumwunden zu. Man hat bisher im Großen und Ganzen nur eine sehr nebulöse Vorstellung davon, wie die Gene die Psyche formen oder formen können. Da muss man natürlich skeptisch sein.
Dieser Nebel wird sich aber mehr und mehr klären, die Zweifel werden sich auflösen. Ob wir das noch erleben vermag wohl niemand zu sagen, aber es wird der Tag kommen, an dem es nicht mehr vernünftig ist, genetische Untersuchungen hinsichtlich der Psyche für zweifelhaft zu halten.


> Kann es dazu führen, dass man
> die psychische Erkrankung nur auf die genetische
> Konstellation reduziert und andere Faktoren ausser
> acht läßt. Letzend war ja noch Auslöser der BS
> ein Thema hier im Forum, d.h., sowie eine
> Psychologin mal in einem Vortrag sagte, bedarf es
> auch immer eines Auslösers der zur BS führt.

Und wieder stimme ich Dir absolut zu. Die Forschung im Gesamten hat dieses Problem längst erkannt und es gibt bereits eine Wissenschaft, die sich mit einem der Bindeglieder zwischen Gencode und äußerem Einfluss befasst: Die Epigenetik.
Einfach ausgedrückt gehts dabei um die Aktivität unserer Gene und wie diese sich durch den Lebenswandel verändert. Denn das tut sie! Abhängig davon, was wir im Leben so tun (bspw. was wir essen oder nicht essen) schaltet unser Körper verschiedene Gene an und ab. Und das unter Umständen dauerhaft und dann wird das sogar vererbt.
Andersrum ausgedrückt: Wir sind unseren Genen lange nicht so ausgeliefert, wie das oft den Anschein hat. Man weiß leider nur noch nicht genug über die epigenetischen Vorgänge, um das sinnvoll u. effektiv in der Therapie einzusetzen.
Dennoch bleibt die sehr reale Hoffnung, dass der Zusammenhang zwischen Genom und äußerem Auslöser epigenetisch "festnagelbar" ist.

Summa Summarum:
Die Genomforschung ist keine Einbahnstraße, die uns mit in Stein gemeißelten Resultaten jedwede Hoffnung zertrümmern wird, sondern im Gegenteil schlicht einer der notwendigen Grundpfeiler, auf dem das Verständnis der Verbidnung zwischen Körper und Geist entsteht, welches wir dann für uns und gegen die BS werden nutzen können.
Naja, oder eher nachfolgende Generationen. Das dauert halt....


> ich frage mich ob es der Genesung des Erkrankten
> förderlicher ist, wenn die Umwelt (Angehörige
> und Behandelne) in irgendeiner Weise auffangen
> können, statt von irgendwelchen Genen zu
> sprechen. Letzteres würde in meinen Augen den
> Betroffenen in seine Krise nur verunsichern.

Sicher, da braucht es eine sanfte Hand und das richtige Timing.
Allerdings muss man auch sagen: Wer "von irgendwelchen Genen redet", der hat die Genetik schlicht falsch verstanden.
So steinern und endgültig, wie uns das oft erscheint, isses nämlich ganz und gar nicht.


> Wie gesagt, ich finde man sollte gerade wenn es um
> psychische Erkrankungen geht, solche genetische
> Analysen nicht überbewerten. Gerade wenn die
> breite Öffentlichkeit wieder mal in den Medien
> liest: Man hat bei der Krankheit xy das Gen xy
> gefunden.

Jupp, das geht ziemlich in die falsche Richtung.

>
> Auch bei der Diskussion von genetisch vererbaren
> körperlichen Erkrankungen kam ja anfangs auch die
> Frage auf, wie man mit dem neuen Wissen umgehen
> soll. Und viele die an den verschiedenen
> körperlichen Erkrankungen leidenen haben sich
> vehement dagegen gewährt das Wissen derart zu
> nutzen, um jede genetische Erkrankung auszumerzen.
> Damals stand ja plakativ der Spruch im Raum:
> Krankheiten gehören im Leben dazu.

Mit Verlaub, das halte ich für eine ziemliche Dummheit.
Krankheiten sind zwar ständig im Leben, aber eine Dazugehörigkeit von "kosmischer" Gültigkeit gibts da ganz bestimmt nicht.
Da haben ganz klar ein par Leute aus Mangel an Vorstellungsvermögen aufgehört zu denken. Das ist nicht als Angriff zu verstehen, ich kann mir nur schlicht nicht erklären, wie man sonst auf so eine Einstellung kommt.

>
> Auf der anderen Seite zeigt sich natürlich heute
> auch aufgrund der fortschreitende pränatalen
> Diagnostik, wie schnell die Eltern geneigt sind
> einen Schwangerschaftsabbruch vorzunehmen.

Empfindest du das als was Schlechtes?

My 20 Cent

Phoenix

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Von Aschenputer bis Napalmdrossel.

Männlich, 37, Bipolar 2, Pregabalin 150mg
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Umfrage zur Genomsequenzierung

Betroffenenvertreter DGBS 1963 19. 10. 2016 02:47

Re: Umfrage zur Genomsequenzierung

miss elisa 588 19. 10. 2016 07:36

Re: Umfrage zur Genomsequenzierung

solarium 510 19. 10. 2016 11:05

Re: Umfrage zur Genomsequenzierung

dino 631 19. 10. 2016 11:49

@ Martin cc. dino

Deborah 489 20. 10. 2016 09:42

Re: @ Martin cc. dino

dino 550 20. 10. 2016 11:20

Re: Umfrage zur Genomsequenzierung

SilverPhoenix 535 19. 10. 2016 13:05

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Suzy 614 21. 10. 2016 20:31

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Anne.Freiburg 562 19. 10. 2016 21:24

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zuma 488 20. 10. 2016 09:26

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Tessa 541 20. 10. 2016 09:26

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rotkappe 498 21. 10. 2016 13:18

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elsbeth 486 21. 10. 2016 21:00

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Betroffenenvertreter DGBS 555 24. 10. 2016 15:47

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kinswoman 485 24. 10. 2016 23:28

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dino 549 24. 10. 2016 16:03

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zorro-01 693 24. 10. 2016 18:26

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Betroffenenvertreter DGBS 515 24. 10. 2016 20:31

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SilverPhoenix 698 24. 10. 2016 21:23

@Silverphoenix @MartinKolbe @alle Re: Umfrage zur Genomsequenzierung

zorro-01 860 25. 10. 2016 12:15

Re: @Silverphoenix @MartinKolbe @alle Re: Umfrage zur Genomsequenzierung

SilverPhoenix 537 25. 10. 2016 12:55

Re: @Silverphoenix @MartinKolbe @alle Re: Umfrage zur Genomsequenzierung

zorro-01 733 25. 10. 2016 14:57

Re: Umfrage zur Genomsequenzierung

Kessy 464 24. 10. 2016 19:25

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Betroffenenvertreter DGBS 608 02. 11. 2016 01:47

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Betroffenenvertreter DGBS 478 02. 11. 2016 02:43

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orso 532 02. 11. 2016 08:50

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tomie 533 02. 11. 2016 15:08

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VanGogh 777 02. 11. 2016 19:35

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Betroffenenvertreter DGBS 468 27. 11. 2016 00:58

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tschitta 535 28. 11. 2016 11:46

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DGBS-Betroffenenvertreterin Johanna Römmelt 389 10. 05. 2017 21:06

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A20213 414 12. 05. 2017 08:28



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