Hallo,

ich (42) wende mich heute hier an das Forum, da ich selbst Partnerin eines "Betroffenen" bin. Vorab möchte ich festhalten, dass es keine Diagnose von einem Experten gibt, ich daher mehr oder weniger mutmaße. Dennoch hoffe ich, hier einige Anregungen/Tips/Ratschläge zu erhalten.

Mein Freund (46) kommt aus einem sehr schwierigen Elternhaus. Psychische und physische Gewalt musste er schon in Kindheitsjahren durch seinen dominanten Vater erfahren. Er selbst hat bereits viele gescheiterte Beziehungen hinter sich, der Grund der Trennung war zum Ende hin auch immer Gewalt gegenüber seinen Partnerinnen; sogar gegenüber seiner eigenen Tochter (heute 16). Wir kennen uns erst seit Mitte Juni - also sehr kurz um jemanden richtig einschätzen zu können. Wir waren in den ersten Wochen/Monaten sehr glücklich und hatten eine sehr intensive Beziehung. Er hat mich mit Geschenken überhäuft, hat sich immer Zeit für mich genommen, mich schon fast vergöttert. Er hat offen über seine Vergangenheit gesprochen. Dass er viel Mist gebaut hat und nun an sich arbeitet (Meditation, Bewusstseinsarbeit, Buddhismus etc). Mein Freund hat zwei Seiten - eine sehr mitfühlende, liebevolle, sehr kreative und überschwengliche Art, aber dann von jetzt auf nachher seine sehr wütende, verletzende und belehrende und oft unlogische Art. Zum Beispiel hat er sich ein Motorrad gekauft, obwohl er keinen Führerschein hat. Er kann schlecht oder nicht lange schlafen. Ständig muss er irgendetwas tun. Hat dann aber Probleme, es zu Ende zu bringen und setzt sich dabei immer wieder selbst unter Druck. Er redet pausenlos, lässt andere kaum zu Wort kommen. Die letzten Wochen hat er kein gutes Haar an seinen Mitmenschen, vor allem Menschen, die mir sehr nahe stehen, gelassen. Hinter allem und jedem sieht er nur "Böses". Nach einem Streit mit seiner Tochter vor drei Wochen ist er komplett ausgerastet. Hat sich zwei Tage nicht gemeldet und eine sehr destruktive SMS geschrieben. Dass er keinen Bock mehr hat, die Verletzungen und Enttäuschungen der letzten Jahre nicht mehr ertragen kann und nicht mehr reden oder sich jemandem anvertrauen möchte. Das hört sich für mich wie ein Hilferuf an. Als wir uns zwei Tage später wieder getroffen haben, war er sehr in sich gekehrt. Redete kaum (!!!) und war wieder sehr beleidigend (ich fahre den letzten Scheiß zusammen, das Essen schmeckt nicht, ich rede nur Mist usw.) Will man darauf reagieren und sich "rechtfertigen", wirft er einem vor, nur zu philosophieren. Kritik annehmen kann er ebenfalls nicht und reagiert dann oft beleidigt. Am gleichen Tag kam abends ein Anruf von einem Freund von mir. Ich hielt das Gespräch sehr kurz, weil ich durch das Verhalten meines Freundes verunsichert war. Daraufhin hat er mir vorgeworfen, dass ich ein Verhältnis hätte und ihn betrügen würde. Er hat die Wohnung Hals über Kopf verlassen. Und seitdem ist totale Funkstille. Er zieht sich komplett zurück. Für mich ist das kein gesundes Verhalten eines Erwachsenen. Ich mache mir aber sehr große Sorgen um ihn und befürchte, dass er manisch-depressiv ist (wie gesagt reine Vermutung). Auf einen Brief von mir, in dem ich ihm geschrieben habe, dass ich für ihn da bin und er keine Angst haben müsse, dass auch ich ihn verlasse, hat er nicht reagiert. Mir geht es in erster Linie nicht darum, unsere Beziehung zu retten. Mir geht es darum, dass hier ein Mensch ist, für den es sich lohnt zu kämpfen, der meiner Meinung nach dringend Hilfe von Experten (also nicht von sog. Selbstheilern aus der Esoterik-Schiene) braucht.

Was kann ich tun? Wie kommt man wieder an ihn heran und kann evtl. Überzeugungsarbeit leisten, ohne dass er gleich wieder mit Rückzug reagiert? Soll/Muss ich warten, bis er wieder auf mich zukommt? Ich weiß nicht, was richtig oder falsch ist.