Hallo Deborah,
ich hatte vor Jahren mal im Forum nach Betroffenen gesucht, die Carbamazepin als Monotherapie erhalten und genauso gut davon profitiert haben wie ich. Bei mir wurde es 1999 angesetzt, sozusagen als "letzte Möglichkeit", denn alles andere hat nicht oder nur unzuverlässig bzw. mit zu vielen NW funktioniert.
Carba hat mir das Leben zurückgegeben, es war ein Lottogewinn ohnegleichen. Mein Gott, war ich dankbar!
Allerdings beobachtete ich nach 4 Jahren einen stetigen Wirkungs-Nachlass, der später auf eine Leberentzündung zurückgeführt wurde.
Ich begann 2005 zu schlampen und es dann einige Monate ganz weg zu lassen. Herbst 2006, nach Interferontherapie: Wieder Lottogewinn, wieder ging es mir unglaublich gut, diesmal allerdings in einer Kombination mit Buprenorphin.
Aber was soll's, Hauptsache man kann sein Leben leben ohne in irgendwelchen Kliniken rumzufliegen.
Ab 2012 begann allerdings wieder das Gefühl der Wirkreduktion, mit einigen schweren Depressionensphasen. Frühjahr 2014 recherchierte ich Ketamin und begann eine Versuchsreihe, um evtl. zumindest ein Notfallmedikament zu haben - es wirkte sehr, sehr gut.
Wenn ich jetzt dem Suizid zu nahe komme, nehme ich 80 mg Ketanest im, und bin für 5-6 Tage gerettet. Es funktioniert absolut zuverlässig.
Zumindest für meinen Typ BIP II ...
Carbamazepin ist für mich weiterhin unerlässlich, denn für eine Dauermedikation habe ich noch keine Alternative, die mit nur 2 Medikamenten p.d. wenigstens einigermaßen stabil hält - wenn es 1999 bzw. 2006 zu 100% gewirkt hat, so dürfte es jetzt bei etwa 50% liegen, aber das ist immer noch allemal besser als etwas anderes mit NW - und switche ich in ein schwarzes Loch, das mich nicht mehr arbeiten lässt, hilft Ketamin.
Allerdings - es ist noch eine off-label-Behandlung, vor der die meisten Ärzte Angst haben dürften, was mich ein wenig traurig macht, weil es ja kein einziges echtes Akutmedikament gibt. Da ich weiß, was man durchmachen kann, wenn man im Down hängt, wünsche ich mir, dass jeder die Chance haben sollte, auf solch eine Hilfe zurückzugreifen (bei mir ist es völlig NW-frei, switche nicht in eine (Hypo-) Manie, und kann doch (plötzlich wieder) mein Leben leben.
Noch mal zu Carba: es ist ein hochpotentes Medikament, das leider sehr aus der Mode kam. Wenn ich mir vorstelle, was manche an NW in Kauf nehmen (müssen), um ein wenig Linderung zu erfahren, wird mein Herz schwer. Zunehmen? Impotenz? Unruhe? Müdigkeit? Etc...
Kannste vajessn! Ich hätte also beinahe die Psychiatrie hinter mir lassen können...aber eben nur mit Carbamazepin.
Ich nehme allerdings zwischen 500 und 600 mg/d., um einen Dauerspiegel von rd. 600 halten zu können.
Oxcarbazepin wirkt übrigens (bei mir!) nicht.
Wenn Du weitere Fragen zu Carba hast, stehe ich sehr gerne zur Verfügung, denn diese Patienten scheinen heutzutage wirklich sehr dünn gesät zu sein.
Alles Gute.
Bluemoods