Persönliche Einstellung zu der Erkrankung

25. 06. 2016 15:11
Ich habe die manisch-depressive Erkrankung und war seit 2008 dreimal für jeweils ca. 5 Wochen in klinischer Behandlung. Einmal hat man mich nach einer Selbstmordabsicht von der Brücke eingeliefert. Zwischenzeitlich hatte ich auch über mehrere Jahre keine Probleme. Ende letzten Jahres bin ich unbemerkt langsam wieder in eine Manie gerutscht. Diese unreale positive Stimmung hat ca. 4 Monate angehalten. Mit der Erkenntnis der Manie kam der Absturz in die Depression. Das Tal war deshalb diesmal nicht so tief, da ich unter Medikation Ergenyl Chrono 500 RET - 2 Tab. täglich stand und auch 2012 nach meinem Aufenthalt auf der Brücke zum Glauben gefunden habe. Vor 2 Wochen hat sich meine Stimmung wieder auf eine Nulllinie gehoben. Dies zu meinem Hintergrund. Nun hoffe ich einigen Mut machen zu können.
Mir ist zufällig das Buch "Meine ruhelose Seele" von Kay Redfield Jamison in die Hände gekommen. Die Autorin ist Professorin in Amerika, leidet selbst an der manisch-depressiven Erkrankung und erforscht sie auch. Sie schildert ihr Leiden, das mir Betroffenen in vielen Fällen ähnelt. Die für mich wichtigste Stelle am Ende des Buchs war, als sie schilderte, dass sie sich häufiger die Frage gestellt hat, ob sie, vor die Wahl gestellt, manisch-depressiv sein wollte. Ihre Antwort hat meine Einstellung zu der Erkrankung und zur Notwendigkeit der Medikation auf den Kopf gestellt. Sinngemäß wiedergeben lautet ihre Antwort: "Ich glaube unter der Voraussetzung, das Lithium, Ergeny oder andere Medikamente entsprechen die Stimmung weiter im Zaum halten können, würde ich mich dafür entscheiden.". Ihre Begründung ist, kurzgefasst: obwohl die depressiven Phasen schrecklich und fast nicht zum Aushalten sind, sind die Phasen der Manie Zeiten der Begeisterung und des Glücksgefühls, die sie nicht missen wollte.
Nach einer Zeit des Nachdenkens bin ich zu der gleichen Überzeugung gekommen. Meine Hochgefühle in der Manie waren für mich herrlich. Angehörige und Freunde haben zum Teil darunter gelitten. Es waren viele Erlebnisse dabei, die ich heute gern erzähle.
Ich versuche heute nicht mehr von den Tabletten los zu kommen, sondern in notwendiger Weise zu dosieren. Da ich keine Nebenwirkungen habe, macht mir dies auch kein Kopfzerbrechen. Auch mit einem täglichen Stimmungsbarometer versuche ich eine aufkommende Manie frühzeitig zu erkennen. Zum "Abregeln" hat mir mein Psychiater Quetiapin 100 mg empfohlen. Ich hoffe mit diesen Vorsichtsmaßnahmen meine manisch-depressive Erkrankung im Zaum und mein Leben lebenswert und schön zu erhalten.
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Ergo54 1940 25. 06. 2016 15:11

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Eternity 781 27. 06. 2016 10:57

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Ergo54 636 29. 06. 2016 08:49

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Eternity 645 29. 06. 2016 14:03

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Sabe 778 27. 06. 2016 11:22

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Lilla 683 28. 06. 2016 10:58

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Kessy 699 28. 06. 2016 13:58

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Eternity 582 28. 06. 2016 17:12

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Ergo54 563 06. 10. 2016 19:20

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Katleen 497 21. 10. 2016 11:04



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