Mir ist noch etwas eingefallen:
Was mir als Kind am meisten gefehlt hat, ist, dass jemand an mich glaubt - mir zutraut, im Leben alleine klar zu kommen.
Als ich aus der Klinik entlassen wurde, fragte ich die Ärztin: "Woher wollen Sie wissen, dass ich das (Neubeginn in einem anderen Bundesland) schaffe?" Sie antwortete lachend: "Ich weiß es!"
Ich nenne das "Vorschußvertrauen".
Keine Ahnung, ob jemand nachempfinden kann, dass mich dieses Vorschußvertrauen getragen hat. Es hat mich geerdet. Wenn's brenzlig wurde, hatte immer im Hinterkopf: da glaubt jemand an mich!
Der Psychiater, der mich seit nunmehr 12 Jahren begleitet, hat mich ähnlich gefordert und in Krisenzeiten gestützt.
Als ich vor einem Jahr mein Zuhause verlor und kurze Zeit später mein geliebter Hund starb und ich kurz vor Weihnachten allein in einer Wohnung saß, in der ich nicht sein wollte, lief in meinem Hinterkopf ab: das ist lehrbuchmäßig - jetzt ist alles zuende.
Mein Arzt hörte mich an und sagte in ruhigem Ton: "Der Schmerz wird weniger werden. Sie sind so gefestigt; sie werden nicht krank!" Mit diesem Satz habe ich mich mantra-artig solange über die Runden gehangelt, bis ich spürte, dass der Schmerz tatsächlich verging und ich nicht in eine Phase rutschte.
Von diesen beiden Ärzten habe ich als Erwachsene bekommen und gelernt, was meiner Mutter nicht möglich war:
mich loszulassen und mir zuzutrauen, dass ich meinen Weg gehe.
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 24.06.16 15:19.