Hallo, ich melde mich hier als Angehörige.
Was stellen sich Angehörige eigentlich vor?
Das ist nicht so einfach zu beantworten. Wahrscheinlich Ähnliches, wie die Erkrankten - den Wunsch nach einem schönen Leben, geliebt werden, eine Familie, einen guten Job .... - was sich keiner vorstellt, ist das Leben, das auf einen zukommt, wenn plötzlich der Partner in eine manische Phase/schwere Depression gerät und die bisherige Welt zusammenbricht - für beide und für die ganze Familie.
Was stellt sich der Angehörige dann vor? Erstmal herrscht Verzweiflung, Angst, Ohnmacht - alles gerät aus den Fugen. Was man dann als Angehöriger alles tut, ist sicher nicht durchdacht und dem Krankheitsbild entsprechend richtig - sondern erstmal ein Handeln in einer Ausnahmesituation.
Was mir geholfen hat, waren die Informationen und die Unterstützung von Fachleuten und damit meine ich den Sozialpsychiatrischen Dienst und die von einem Psychiater geleitete Angehörigengruppe der Klinik, in der mein Mann zuerst durch die Notambulanz behandelt wurde (Manie) und dann (freiwillig) stationär aufgenommen wurde (Depression).
Dadurch habe ich gelernt zu verstehen, wie diese Krankheit funktioniert und wie damit umzugehen ist. Und das hat bisher ganz gut funktioniert.
Ich habe gelernt daß Hilfe nicht heißt, dem anderen sein Leben abnehmen oder dessen Leben leben.
Der wichtigste Schritt war der, daß sich mein Mann helfen ließ, das heißt in professionelle Hände kam und dort mit ihm gemeinsam daran gearbeitet wurde, daß er wieder seinen Alltag bewältigen kann.
Wichtig war auch zu lernen, immer auf Augenhöhe zu bleiben - denn die Krankheit ist nur ein Teil eines Menschen (sowie eine Krebserkrankung o.ä.) und die Entscheidungen meines Mannes zu respektieren.
Überhaupt war Respekt für mich das Zauberwort im Umgang mit der Erkrankung. Verständnis trifft es nicht, denn verstehen kann ich das, was in der Erkrankung passiert, nicht.
Mein Mann hat alles durchlaufen, nach eigenem Wunsch, er wollte gesund werden - Medis bei beginnender und fortschreitender Manie, Medis abgesetzt, dann Depression; stationärer Klinikaufenthalt; Tagesklinik; Reha - mittlerweile arbeitet er wieder - mit reduzierter Stundenanzahl und lebt wieder seinen Alltag (mit allen Einschränkungen der Krankheit und Medikamente).
Für mich war es eine Entlastung, daß er professionelle Hilfe angenommen hat - so konnte er seinen eigenen Weg finden und selber bestimmen, denn gehen muß er ihn ja auch selber.
Für mich als Angehörige war und ist es wichtig, daß ich selber professionelle Hilfe habe und daß ich mein eigenes Leben (endlich) wieder weiterleben kann, d.h. aber auch, daß wir vieles getrennt machen.
Unsere Beziehung hat sich verändert, aber nicht verschlechtert - wir sind vielmehr zusammengewachsen.
Wenn man meinen Mann heute sieht, medikamentös gut eingestellt, kann man sich bei ihm auch nicht vorstellen, daß er einmal manisch war.
Alles Gute für dich Fuxxz
und mein Rat an dich
such dir Hilfe für dich, damit hilfst du deiner Freundin am meisten
teddy