Mir kommt das bis auf die Stürze recht bekannt vor.
Wenn ich mir irgendeine Telefonnummer oder U-Bahn-Haltestelle merken will, muss ich dreimal nachschauen.
Fragt man mich, was ich am Tag zuvor getan habe, muss ich nachdenken oder verwechsel es mit der Aktivität am vorigen Tag.
Namen kommen nicht mehr so flüssig, aber immerhin dann später überhaupt.
Zwei Herdplatten anstellen, aber das Essen steht dann auf der Dritten, bringe ich auch fertig.
Manchmal verliere ich den Faden.
Termine vergesse ich ebenfalls immer wieder oder trage sie trotz nochmal Durchlesen falsch ein oder lese sie falsch ab. (Ich überlege gerade ob ich mir irgendeinen Wecker stellen soll, damit ich mich daran erinnere, sie nochmals durchzulesen).
Mein Glück ist, dass ich verschiedene Auftraggeber habe, und bisher hat es sich recht gleichmäßig auf sie verteilt. Ich habe aber tatsächlich schon erzählt, dass ich krank geworden bin, weil ich nicht eingestehen wollte, wie vergesslich ich bin.
Wenn ich Tabletten einnehme, vergesse ich es manchmal sofort danach wieder, deswegen habe ich mir inzwischen diese Tablettenkästchen zugelegt.
Wenn mich jemand korrigiert, mache ich es manchmal doch noch einmal oder mehrere Male falsch, wenn ich noch nicht daran gewöhnt bin oder weil ich es wieder vergesse.
Bei mir kommt allerdings dazu, dass ich noch chronische Schmerzen habe und Schmerzmittel nehmen muss, und Schmerzen machen laut Wissenschaft leider etwas doof und Schmerzmittel ebenso (nein, es gibt keine Alternative, habe schon über 30 andere Methoden durch, die wirken nur gegen Verschlimmerung oder sehr geringfügig).
Erschöpfung verstärkt das Ganze: Einmal in einem Hostel im Ausland habe ich innerhalb einer halben Stunde mich auf dem Weg in die Küche verlaufen, der mir gerade erklärt worden war, mich ausgesperrt und dann noch mit einer falschen Zahnbürste die Zähne geputzt.
In einer Stresssituation habe ich auch schon so Klopper fertiggebracht, dass ich eine Fahrkarte gekauft habe, vergesse, dass ich sie eben gekauft habe und mir noch eine gekauft habe!
Ich weiß nicht, ob neuropsychologische Tests wirklich etwas bringen, denn mein Eindruck ist, dass die Ärzte bisher über das Gehirn recht wenig wissen:
Sie können Alzheimer nicht erklären oder beantworten, ob es über Prionen an OP-Bestecken und Ähnliches ansteckend ist. Medikamente dagegen haben sie keine besonders wirksamen.
Mit dem MRT können sie keine Schäden in der grauen Substanz erkennen - höchstens mit Methoden, die gerade in der Erforschung sind (Hochfeld-MRT), soweit ich weiß.
Diagnosen wie MS erfolgen per Ausschlussdiagnose, und es könnte immer noch sein, dass sich dahinter ein Bündel von Krankheiten verbirgt.
Über Verbindungen von Gehirnläsionen oder sonstigen -veränderungen und psychische Störungen ist wenig bekannt.
(Wahrscheinlich leiden die Ärzte einfach selbst an kognitiven Störungen :-p, und deshalb geht es nicht voran).
O.k., was tun?
Kreative Lösungen suchen (Wecker, an Zahnbürsten geklebte Gegenstände, um etwas im Gedächtnis zu behalten, Fahrkartenbezahlen zur Not per Smartphone in der Bahn, Mehrfachkarten mit sich führen, egal).
Sich irgendwie möglichst weit bis zur Rente mit Ausreden durchmogeln.
Genug schlafen.
Genug trinken.
Genug bewegen.
Texte mehrmals durchlesen.
Dinge redundant mitnehmen.
Powerbanks in der Handtasche haben (falls man Ladekabel vergisst...).
Sich Taschen für Reisen packen, in denen dann in kleinen Portionen zum Beispiel alles für das Bad schon drin ist.
Bei Korrekturen Texte groß stellen und ausdrucken.
Nicht vergessen, dass die Normalopathen ebenfalls von diesen Problemen geplagt sind, siehe Schwangerschaftsdemenz oder Reaktionen unter Arbeitsstress.
Eine Freundin hat mir erzählt, dass sie sich bei Aussetzern immer aufgeschrieben hat, was passiert ist, und dadurch das Vergessen reduzieren konnte.
Nicht vergessen, dass Bildung und Weisheit eben doch noch wichtiger ist als Super-Konzentrationsfähigkeit und besonders schnelles Denken.
Mit dem Auto nur bekannte oder eher wenig befahrene Strecken fahren oder öfters anhalten zwecks Orientierung. Langsam fahren.
An Gehirn-Jogging glaube ich jetzt nicht so, eher an das Üben von Dingen oder Hobbys, die man auch tatsächlich tun möchte.
Auf den Ursprungs-IQ vertrauen, wenn mehr da war, bleibt auch später mehr übrig. Es ginge ja immer noch schlimmer.
Ein Gedanke, weil Du auch schreibst: Vielleicht ist Kreativität nur mit verringerter Konzentration und geöffneten Wahrnehmungsfiltern möglich und die Schusseligkeit prinzipiell auch dadurch bedingt?