Re: Bipolar und weitere Lebensführung/Alltag?

14. 10. 2013 03:33
Moin Wave,
wenn eine gute Medikation mit Phasenprophylaxe keine Witze im Kampf gegen die Manie aufhalten kann, dann ist es Keine (gute Medikation)...
Die Erkrankung sollte dich so wenig wie möglich in deinem selbstbestimmten Leben behindern.
Hier gibt es genug Betroffene, die durch bipolare Störung ganz faktisch behindert sind. Ich gehöre leider inzwischen auch dazu...auch wenn ich mich nicht wirklich so fühle....und da brauchen wir keinen zusätzlichen ;-)

Also, nehmen wir an, du hättest eine andere Störung, z.B. eine Körperliche, die unbehandelt chronisch werden kann (wenn du halt dauernd krank wirst...).
Die Ärzte würden versuchen, dich zu sensibilisieren, wie du möglichst gesund lebst. Du würdest in der Klinik lernen, wie man sich optimal ernährt, das Rauchen aufgibt, nicht trinkt, sich von Drogen fernhält, Sport macht, früh schlafen geht, morgens früh und gutgelaunt aufwacht, dann erstmal grünen Tee statt Kaffee trinkt und regelmäßig scheisst wie ein Uhrwerk und ein nützliches Mitglied der Gesellschaft mit festem Job, ordentlichen vernünftigen Freunden, gut geputzten Schuhen und politisch sauberen Ansichten wird,.....

OK. Die letzten Sachen habe ich erfunden. Oder? Ab wo?
Verstehst du, was ich damit meine?
Unter dem Deckmäntelchen "Wir meinen es doch nur gut!" gehen die Verhaltensratschläge im Sinne der Sensibilisierung für ein gesundes Leben auch bei Ärzten manchmal zu weit.
Inwieweit du später dein Leben änderst, bleibt ganz und gar deine Sache.

Hauptauslöser ist und bleibt Stress, und zwar negativer wie auch positiver.
Wenn du die bipolare Störung schon eine Weile mit dir herumschleppst, hast du vielleicht auch schon genug Anhaltspunkte, welche Art von Stress dich als Auslöser in Phasen gebracht haben, und auch, welche Freunde und Bekannte dich in einen Sog aus ungesundem Verhalten, Party und Überschwang ziehen, bei dem du zwangsläufig ohne Behandlung manisch wirst....
Viele Bipolaren neigen zu einem Lebensstil, der die Krankheit verschlimmert und einen destabilisiert. Z.B. übermäßige und sehr stressige Arbeit, vielleicht auch noch im Schichtdienst, Parties, Drogen, Trinken, zuwenig Schlaf, ungesundes Essen (oft zuviel oder zuwenig und je nach Phase unregelmäßig...), und eben auch ein soziales Umfeld, das die Krankheit begünstigen kann.

Beim sozialen Umfeld können das die Party Animals sein, aber genausogut die Familie, die vielleicht co-abhängige Strukturen hat, das ist überaus häufig.
Aber die Grenzen ziehen - das musst du selbst.

*Wie* du den Stress vermeidest, welche Personen dir nicht gutgetan haben und dich mit ihrem Verhalten in Stress und Phasen bringen, welches Verhalten dich letztendlich stabilisiert, das musst du am Ende für dich selbst herausfinden. Da gibt es nur Anhaltspunkte, aber Vorschriften - das geht zu weit.
Vielleicht hast du noch Psychiater, Psychotherapeuten oder Sozialarbeiter, die du fragen kannst, abnehmen können die dir diese Aufgaben aber auch nicht, und richtig und falsch gibt es da oft auch gar nicht, sondern nur eigene Entscheidungen.
Vernunft ist schön und gut, aber ein eigenes Leben sollst du in erster Linie nach der Klinik führen können, mit soviel Selbstbestimmung wie möglich und soviel Vernunftentscheidungen wie nötig. Aber Vernunft ist eben auch nicht alles.
Bipolaren wird in Kliniken und von Ärzten überhaupt oft geraten, keinen Kaffee zu trinken und nicht zu rauchen.
Rate mal, wie viele Kaffee trinken und rauchen.
Ich würde mal schätzen, weit mehr als der Bundesdurchschnitt.
Und die werden dadurch nicht alle in schlimmste Phasen gestürzt. Manche rauchen sogar, um die Nebenwirkungen ihrer Neuroleptika instinktiv zu regulieren und im Zaum zu halten und trinken Kaffee gegen Müdigkeit durch Medikamente...
Und kein Arzt wird mir je vorschreiben, welche Freunde oder Partner ich zu haben habe, und wieviel Familie mir guttut. Oder über welchen Witz ich lachen darf. Das wäre auch nicht vernünftig. Denn das sind gesunderweise eben keine Vernunftentscheidungen. Zumindest nicht in der ersten Linie...
Auch wenn Vernunft und Realtitätssinn gerade bei uns sehr wichtiges und kostbares Gut sind, um gesund zu bleiben - sie sollen zwar im besten Sinne immer die Oberhand behalten ... aber sie werden nicht alle Entscheidungen treffen.

Und oft ist das, was als vernünftig verkauft wird, auch nur eine Meinung. Auch in Bezug auf die bipolare Störung.
Wo da für dich die Grenzen sind, das wirst du für dich selbst herausfinden müssen.

Ich hoffe, ich konnte dir da etwas helfen.

LG,
M.



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 14.10.13 03:39.
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Bipolar und weitere Lebensführung/Alltag?

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