Hallo zusammen,
ich lese seit einiger Zeit im Forum mit und möchte mich nun kurz vorstellen:
Ich bin Ende 30 Jahre, derzeit Single, kinderlos, arbeitslos (bereits seit längerem) ? und MD. Eine erste, noch vergleichsweise glimpfliche manische Phase hatte ich 1998. Damals ist die Sache allerdings reichlich unterdiagnostiziert und kaum verarbeitet worden: Ein Psychoanalytiker, bei dem ich damals wegen einer langanhaltenden neurotischen Depression in Behandlung war, hatte zwar einen entsprechenden Verdacht, der aber von einem Psychiater, den ich daraufhin konsultierte, nicht bestätigt wurde. Da sich auch die finanziellen und sozialen Folgen in Grenzen hielten, habe ich (und mein Umfeld) die Sache rasch unter den Teppich gekehrt.
Wohl auch deshalb traf mich die zweite manische Episode ganz unvorbereitet. Sie begann Ende 2000 und dauerte bis ca. August 2001 um nach einer kurzen Zwischenphase eines Mischzustandes, in dem ich ? dunkel ahnend, was mit mir los war ? zu retten versuchte, was zu retten war, im Oktober 2001 in eine schwere depressive Episode umzuschlagen. Die Bilanz ist erschreckend: Meine langjährige Freundin hat sich kurz nach Beginn des ganzen Zaubers von mir getrennt. Zwei hoffnungsvoll begonnene neue Beziehungen sind jeweils nach kurzer Zeit an meinen manischen Eskapaden (leichtfertige Geldausgaben, allabendlicher Alkoholmißbrauch, sexuelle Taktlosigkeiten, schnelle Reizbarkeit bei Mahnungen zur Mäßigung etc.) zerbrochen. Eine Existenzgründung, die ich vor dem Ausbruch der Manie bereits geplant hatte und die im Grundsatz auch durchaus Hand und Fuß hatte, die ich aber vor allem durch den auf die Manie folgenden depressiven Einbruch (mit massiven Angst- und Verzweiflungszuständen) dann nicht fortführen konnte, ist gescheitert. Hohe Schulden sind die Folge.
Wirklich eingestehen konnte ich mir den Krankheitswert meines manischen Verhaltens erst Ende 2001. Seitdem befinde ich mich in (ambulanter) psychiatrischer Behandlung (momentan mit einem Antidepressivum, demnächst beginne ich voraussichtlich eine Phasenprophylaxe mit Valproat oder Carbamazepin).
Wie ich beruflich und privat wieder Fuß fassen soll, weiß ich nicht. Ängstlich und traurig stehe ich mit dem Rücken an der Wand, vor mir ein biographischer Scherbenhaufen.
Viele Grüße
Charly