Wer schluckt hier überhaupt noch die alten trizyklischen Antidepressiva? Wegen der verhältnismäßig hohen Switchgefahr in die Manie sind ja bei den Psychiatern unbeliebt. Die SSRI erfreuen sich dagegen großer Beliebtheit. Immer wieder gerne wird auch das Venlafaxin (Trevilor) verordnet.
Das wohl am häufigsten angebrachte Argument ist die große Switchgefahr in die Manie, weswegen Psychiater SSRI vorziehen und es heißt, dass diese weniger Nebenwirkungen hätten. Dabei existieren zahlreiche Berichte über die extrem Absetzprobleme und häufigen sexuellen Nebenwirkungen der SSRI.
Trizyklika gelten eher als Mittel der 2. und 3. Wahl, insbesondere bei Depressionen im Rahmen einer bipolaren Störung. Nun bin ich in die Situation geraten, ein Antidepressiva schlucken zu "müssen". Die SSRI waren mir aufgrund der Absetzproblematik, der sexuellen Nebenwirkungen und der Effekte des Lithiums unsympathisch. Trevilor hätte ich sowieso niemals geschluckt.
Mirtazapin ging ordentlich schief. Hat sich endgültig bewahrheitet, dass ich alle Stoffe mit einer starken antihistaminergen Wirkung, also alle seiderenden Antidepressiva und Neuroleptika nicht vertrage.
Die Wahl ist dann auf Imipramin gefallen, das Älteste Antidepressivum überhaupt. Wir haben es mit Valdoxan kombiniert, um so mittelfristig meine Schlafstörungen in den Griff zu kriegen.
Meine Meinung zu Antidepressiva war immer sehr kritisch und skeptisch. Dafür hat das Imipramin eine durchschlagende Wirkung gehabt. Zum Schluss bin ich nur noch im Bett gelegen, habe weder gegessen noch getrunken, hatte überall Schmerzen, innere Unruhe, usw.
Das Imipramin hat jetzt schon geschafft, den Zustand deutlich zu verbessern, obwohl ich noch gar nicht die Zieldosis erreicht habe. Beeindruckt bin ich von der Wirkung auf meine Ängste. Es sind objektiv schon zahlreiche Verbesserung festzustellen.
Auf der anderen Seite heißt es, dass bis zu 25% der Patienten unter Imipramin in eine Manie oder Hypomanie switchen. Die Kalkulation ist, dass mir dies unter Lithium nicht passieren wird. Im Notfall kann ich aber mit Haloperidol oder einer zweiten Phasenprophylaxe eingreifen. Imipramin soll auch ein Mittel sein, was bei therapieressisten Depressionen zum Einsatz kommt.
Vielleicht ist Imipramin auch etwas für andere Patienten, die über Monate und Jahre nicht aus ihren Depressionen und Ängsten heraus kommen. Ich werde berichten was sich tut.
Das Valdoxan kann ich noch nicht beurteilen.
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Carbamazepin 1.200 mg, Hydromorphon 16 mg, Venlafaxin 37,5 mg, Melatonin 10 mg
Stud. Med.
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