Lieber Matthias,
ich war die ganze letzte Woche sehr, sehr aufgedreht und im Prinzip ist es so, daß ich bei Polizisten erstmal freundlich und zurückhaltend bin, und da ich nun mal als Weiblein auf diese Welt gekommen bin, wird mir oft auch das ein oder andere mal etwas erspart. Ich verlange das ja nicht, aber wenn man dann auch noch unfreundlich, unhöflich und arrogant wird, flippe ich wirklich aus, weil ich soetwas überhaupt nicht leiden kann. Und dann versuche ich halt mit allen Mitteln, die mir zur Verfügung stehen, zurückzuschlagen, nur ist das meistens verschwendete Zeit.
Ich bin im moment, so denke ich normal, nur bin ich und kann ich auch nicht zu meiner inneren Ruhe finden, solange ich mit meinen Eltern nicht klarkommme. Viele sagen mit, Silvia, Du bist nicht krank, Du mußt nur einfach raus aus der Hölle, in der Du lebst, d.h., Elternhaus.
Es grenzt fast schon an psychischen Terror, kombiniert mit finanzieller Abhängigkeit.
Kurz dazu: Da mein Vater zu viel verdient, bekomme ich kein Bafög, jetzt denkt mein Vater wohl wieder, ich wäre etwas zu aufgedreht, und will mir meine 100 Euro, die er mir schuldet nicht geben, es werden am Telefon Streitgespräche geführt, in denen meine Argumente wertlos erscheinen, da ich ja ein Mädchen, seine Tochter und Studentin bin, d. h. unterste Schicht. Oder ich werde als rechthaberisch und besserwisserisch abgestempelt, wenn mein Vater keine Argumente mehr gegen mich hat. Niemand, den ich kenne, versteht das Handeln meiner Eltern und es vergeht schonmal ein bis ein einhalb Tage, wo ich so fertig bin mit der Situation und einfach nur im Bett liege heule und schlafe und Angst bekomme, daß eine Depression folgen könnte. Dies war der Fall am Freitag bis Samstag mittag.
Gestern war dann wirklich zu viel und ich habe zu meiner Mutter gesagt, daß ich nicht mehr mit ihr rede und meinem Vater werde ich auch nicht mehr in die Augen schauen. Viele bieten mir für 2-3 Monate an, ihr Unterkunft mit mir zu teilen und seit 3 Tagen spendiert mir eine sehr gute Freundin Zigaretten und kocht für mich. Nicht, daß es hier nichts zu essen geben würde, aber ich habe keine Lust mein Mittagessen mit dem Gesicht( Mundwinckel permanent nach unten) meiner Mutter und "Vera am Mittag" zu verbringen oder am Abendbrottisch zuzusehen, wie mein Vater Nachrichten schaut oder meine Eltern sich streiten. Das will ich einfach nicht mehr, und deswegen kommt es halt auch mal vor, daß ich etwas gereizter bin, i.A. aber bin ich eher ruhig, wenn es um Streit geht, weil ich Harmonie suche.
So, das war glaube ich sehr viel, bin aber gespannt, was du dazu sagst...
Liebe Grüße,
Silvia