Psychopharmaka absetzen?

Wolfgang
25. 08. 2001 19:26
Psychopharmaka absetzen?

Diese Frage gab es in diesem FORUM schon mal in Bezug auf Lithium. Meine Meinung dazu ist bekannt und ich wurde von vielen Seiten angegriffen. Gestern schickte mir Harald Müller, der auf einem ähnlichen Weg wie ich mit Hilfe der AA von Lithium weggekommen ist, ein Buch mit dem Titel "Psychopharmaka absetzen" von Peter Lehmann, erschienen in Peter Lehmanns Antipsychiatrieverlag. In diesem Buch beschreiben 40 Betroffene aus verschiedenen Ländern über ihre Erfahrungen beim Absetzen der Psychopharmaka. Alle Autoren leben jetzt frei von Psychopharmaka. Ein interessantes Buch für alle, die sich noch nicht entschließen können.

Interessant fand ich folgenden Text auf Seite 148:
Mein Hausarzt (der vorher vergeblich versucht hatte, die Autorin zum Absetzen von Lithium zu bewegen) war sehr erstaunt, als ich ihm nun mitteilte, daß ich aufhören wolle, Lithium zu nehmen. Er sagte, angenommen, ich wäre Asthmatikerin und wolle ohne meinen Inhalierapparat einen Marathonlauf machen, dann würde er auf dem Apparat bestehen, weil ich sterben könnte, wenn ich einen Asthmaanfall bekäme und ohne meinen Inhalierer dastünde. Jetzt allerdings, im konkreten Fall, wäre das Schlimmste, das passieren könnte, wenn ich das Lithium absetzte, daß ich ein Weilchen im Krankenhaus verbringen müßte. Und da er nicht den Eindruck hatte, ich sei in Lebensgefahr, wenn ich mit dem Lithium aufhöre, sagte er: "Versuchen Sie's!" und daß er für mich da sei, wenn ich ihn brauchen sollte. Also setzte ich 1992 ab, nach 10 Jahren Lithium. Es brauchte eine Weile, , aber dann fühlte ich mich wieder lebendig und wußte wieder, wie das eigentlich war: zu "fühlen". Ich war wieder in Kontakt mit meinen Gefühlen und das fühlte sich wunderbar an.

Ein für Verwandte und Angehörige interessanter Text findet sich in Peter Lehmanns eigener Geschichte. Hier die Essenz: (Seite 40)
Nach einigen Gesprächen mit meinen Eltern (lange Zeit nach dem Entzug, dem seine Eltern nicht zugestimmt hatten) hat sich inzwischen deren Haltung gegenüber Psychopharmaka und Psychiatern grundlegend geändert. Bei den Aufnahmen zu einem Fernsehfilm bezeichneten sie es übereinstimmend als ihre wesentlich neu gewonnene Erkenntnis, wie absurd und psychiaterhörig sie sich verhalten hatten, mich genau in dem Moment, als ich nach dem Absetzen der Neuroleptika vor ihren Augen wieder aufblühte, dermaßen unter Druck zu setzen.
Dem ist nichts hinzu zu fügen. Das stimmt mit meinen Aussagen in "Verloren im Labyrinth?" überein.

Je mehr ehemalige Konsumenten von Psychopharmaka sich "outen", das heißt ihr erfolgreiches Absetzen derselben öffentlich machen, desto leichter wird es für diejenigen sein, die sich immer noch von den Werbeaussagen der Pharmaindustrie Angst einjagen lassen.

Harald Müller, einer der Autoren aus P.L.'s Buch, ist gerade dabei, eine Homepage zu gestalten, in der er Texte zu seelischer Gesundheit und zur Heilung veröffentlichen wird.
Hier die Adresse: www.ha-mu.de

Weiter mit dem Thema "Lithium absetzen?" (Auszug aus meinem Newsletter):

Vor kurzem besuchte mich jemand, der seit 15 Jahren Lithium nimmt, den ich hier Peter nennen möchte. Er wollte sich mal jemanden "in Person" ansehen, der es schafft, trotz manischer Disposition ohne Psychopharmaka zu leben. Wir hatten interessante Gespräche, in denen ich auslotete, ob es in seinem Leben Faktoren gäbe, die ein Hochfahren wahrscheinlich machen. Schließlich gab ich im den Rat, erst mein Buches noch einmal zu lesen und besonders dem Faktor "Begleiter" Beachtung zu schenken. Konkret sagte ich, daß ich es für unerläßlich halte, daß ihm ein solcher beim Prozeß des Absetzens mindestes 30 Tage rund um die Uhr zur Verfügung stünde. Er verabschiedete sich und machte einen sehr vernünftigen Eindruck. Fünf Tage später rief mich dann sein Bruder an und teilte mir mit, daß er Peter am Vortag in eine psychiatrische Klinik hätte einweisen müssen. Der hatte zwei Tage nach unserem Treffen das Lithium abgesetzt ?

Ja, so geht das: wer nicht hören will, muß fühlen. Ich sah Peter, als er 14 Tage später aufgrund des Befolgens der Ratschläge meines Buches (nach meiner Beurteilung viel zu früh) aus der Klinik entlassen worden war. Er stand bis zum Stehkragen unter Psychopharmaka und wäre zweimal beim Überqueren der Straße in den fließenden Verkehr hinein gelaufen, wenn ich ihn nicht zurück gehalten hätte.

Er fand es ganz richtig, daß er in der Psychiatrie gelandet ist, denn dort hätte er sehr gute neue Kontakte gemacht. Hm, jaaaaa. Manche Leute können sich wirklich alles passend reden. Wie die Geschichte weiter ging, werde ich im folgenden Newsletter berichten, der schon in 14 Tagen erscheinen wird. Ein regelmäßiges monatliches Erscheinen desselben (das ich angekündigt hatte) halte ich nicht mehr für sinnvoll, weil sich der Zeitpunkt, an dem sich neue Erkenntnisse ergeben, nicht vorher bestimmen läßt.

Herzliche Grüße aus dem sonnigen Fulda
Wolfgang Baitz

PS:
Mein Newsletter zum Projekt "Verloren im Labyrinth?" ist kostenlos.
Sie können den Newsletter unter der folgenden Adresse bestellen: [www.manisch-depressiv.de]
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Psychopharmaka absetzen?

Wolfgang 1931 25. 08. 2001 19:26

Re: Psychopharmaka absetzen?

Birigit 610 27. 08. 2001 12:23

Re: Psychopharmaka absetzen?

Reinhard 613 27. 08. 2001 13:14

Re: Psychopharmaka absetzen?

coco 588 07. 09. 2001 22:02

Re: Psychopharmaka absetzen?

Hallo........ 570 01. 10. 2001 12:34

Re: Psychopharmaka absetzen?

D.Roth 979 15. 01. 2002 20:00



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