Liebe Sabine,

während Selbsthilfegruppen in anderen Bereichen sehr viel bringen, ist meine Beobachtung im Bereich der psychischen Krankheiten eher negativ. Da kommen zwar manches Mal recht nette Kaffekränzchen zustande, aber wirklich konstruktives zum Thema "Gesundwerden" ist dort in der Regel nicht zu finden.

Einzige Ausnahme, die ich beobachten konnte sind die AAs - die anonymen Alkoholiker, mit denen ich selbst jedoch keine persönliche Erfahrung habe.

Ich weiss nur von Betroffenen, dass sie den Entzug von Medikamenten und/oder Drogen und Alkohol ueber diese Gruppen geschafft haben, die jeden Versuch, aus den Treffen der AAs ein Kaffeekraenzchen zu machen, rigeros unterbinden.

Meine Meinung ist weiterhin, dass INFORMATION der wichtigste Faktor ist. Wenn ich an deiner Stelle waere, wuerde ich ALLES, was an Buechern zu diesem Thema erhaeltlich ist, sowohl "pro Medikamente", als auch "Contra-Medikamente" lesen, bevor ich mich an eine Selbsthilfegruppe wende. Dann wirst du nämlich Kriterien haben, mit deren Hilfe du die jeweilige Gruppe beurteilen kannst ...

Meine persönliche Erfahrung mit Selbsthilfegruppen ist die, das solche Gruppen in der Regel von sehr engagierten Menschen gegründet werden. Nach zwei oder drei Treffen schieben sich dann die Leute in den Vordergrund, die lieber Kaffekränzchen wollen und übernehmen schliesslich die Gruppe. Die Engagierten kommen anfangs noch ab und zu und bleiben schliesslich weg. Danach kann die Gruppe im Erfolg schwelgen: Wer besucht die Abgestürzten in der Klinik? Weg giesst die Blumen? Wer kocht den Kaffee? Wer denkt den Tisch? Und so was. Ein bliebter Gesprächsknochen bei solchen Treffen ist natürlich die Frage nach Verbesserund der Zustände in den psychiatrischen Kliniken. Ein Knochen, an dem man lange herumkauen kann ...

Wie gesagt: Das ist meine individuelle Beobachtung. Wenn du so was suchst, bist du da richtig. Wenn es dir um Hilfe zum Gesundwerden geht, bist du in solchen Gruppen falsch.

Herzliche Grüße
Wolfgang