Hallo, Leidensgenossen und Weggefährten!
Bin als Neuanfänger nach sechs Wochen der stationären Psychiatrie auf Lithium (Quilonum retard) eingestellt und erfreue mich seitdem einer lang vermissten (-trügerischen?) Ruhe... Die Zeit in der Klinik hat mir das erste Mal die Gewissheit gegeben, dass mein Zustand krankhaft ist und dass eine Behandlung helfen kann. Meine Manien habe ich nämlich bis jetzt nur in vollen Zügen genossen, was das letzte Mal zu Überschuldung, ansonsten zu lebensbedrohlichen Manövern und zu Affären geführt hat, wovon ich besser die Finger gelassen hätte.
Ich glaube meinen Ärzten, dass mir Lithium eine gute Kontrolle vor allem über manische Anwandlungen geben wird. Zur gleichen Zeit bin ich aber extrem verunsichert darüber, wie weit die Nebenwirkungen bzw. eventuelle Langzeitschädigungen durch Lithium wirklich reichen ( -Einnahmezeit für mich min. 5 Jahre).
Man kann dazu wohl auch ganz entschieden ablehnend stehen wie Wolfgang Baitz... Allerdings habe ich noch noch nicht die enervierenden Nebenwirkungen an mir beobachtet, wie sie so mancher andere beschreibt (Händezittern, heftiger Durchfall, starke Übelkeit, Schwindel sowie Konzentrations- und Sehstörungen).
Ich komme bis jetzt mit einem feinen Tremor, leichter Übelkeit und Schwindelgefühlen davon. Konzentrationseinschränkungen kann ich noch nicht ausmachen. Ab morgen werde ich dazu jedoch exzellente Gelegenheit haben, da ich morgen wieder arbeiten gehe (nach über zweimonatiger Abwesenheit).
WEISS IRGEND JEMAND ETWAS ÜBER AUSWIRKUNGEN VON LITHIUM, VOR ALLEM AUF KONZENTRATION UND REAKTIONSSCHNELLIGKEIT (-> AUTOFAHREN) UND ÜBER MÖGLICHE LANGZEITSCHÄDIGUNGEN?
Ich muß nämlich zur Arbeit 90 km Entfernung zurücklegen und möchte nicht für den Rest meiner Tage aufs Autofahren verzichten...
Apropos Arbeit: ich bin schon gespannt darauf, welche Dreistigkeiten aus der Manie bzw. Fehlleistungen aus der Depression jetzt wieder aus der Versenkung auftauchen, weil meine Kollegen nicht so schnell vergessen wie ich...
Da bleibt nur eins: Zähne zusammenbeissen und durch! Mir ist trotzdem ganz schön mulmig zumute dabei.
HAT VIELLEICHT JEMAND EINEN TIP, WIE MAN MIT SOLCHEN KONFRONTATIONEN UMGEHEN KANN, VOR ALLEM DANN, WENN DIE ANDERE SEITE KEIN VERSTÄNDNIS FÜR DAS KRANKHEITSBILD HAT, WAS TROTZ ERKLÄRUNG IMMER WIEDER VORKOMMT?
Eines möchte ich noch anfügen: ohne die aufopferungsvolle Liebe meiner Freundin hätte ich weder die letzten acht Jahre so geborgen leben können noch zuletzt den Schritt zur richtigen Therapie getan. Das Ende war nahe: wie ein Zombie zur Arbeit geschleppt mit dem Bewußtsein des einen kleinen Schrittes zur trügerischen Erlösung. Ganz sicher bin ich mir, dass sowohl Manien als auch Depressionen mit fortschreitendem Lebensalter immer intensiver und ausgeprägter werden.
So empfinde ich diese Krankheit:
AUF DEM TRÜMMERFELD UNSERER NIEDERLAGEN BAUEN WIR DEN TRIUMPHBOGEN UNSERES SIEGES.
oder:
"Do you know what's the difference between winners and losers?"
"..."
"The winners get back up on the horse, when they have fallen down."
ICH HOFFE, IHR HABT ALLE SCHÖNE (ZUMINDEST PASSABLE) OSTERTAGE GEHABT UND BEDANKE MICH SCHON JETZT FÜR ANTWORTEN!
C.
