Fragen nach dem Warum

Karin
15. 07. 2001 21:49
Liebes Forum!

Ab und zu schaue ich mal hier rein und erkenne, dass es vielen ähnlich wie mir erging.

1995 wurde bei mir das erste Mal "manisch-depressiv" diagnostiziert. Es war eine schlimme, schreckliche Zeit, die ich durchgemacht habe. Ich litt mehr unter der Manie als unter den nachkommenden Depressionen, weil ich Gedanken hatte und Aktionen startete, die ich mir bis heute nicht erklären kann. Ich frage mich immer wieder, warum hatte ich solch "irre" Gedanken, solche Vorstellungen vom Leben (den Glauben, alle Menschen werden Brüder, die Vorstellung, ich habe die absolute Weisheit, lasse die Welt neu entstehen und all so ein Zeugs, dann das absolute Mißtrauen gegenüber Menschen, die mir sehr nahe stehen, Angst vor jedem und allem usw.). Ich verstehe das nicht, denke nach und kann es mir nicht erklären, warum ich so handelte und dachte, stehe demnach auch nicht dazu, weil es nicht zu mir gehörte.

Nach der Depression, die auf die Manie folgte, folgten nur noch Depressionen, weniger schwere, und trotzdem bin ich dankbar für diese Depressionen, die mich zu mir selbst führten, daraus konnte ich über mich lernen. Aus der Manie jedoch habe ich nichts gelernt, ausser Scham und Ärger über mich.

Seit damals nehme ich Lithium, zwar merke ich keine Wirkung, aber es schadet mir auch nicht, und es kamen keine Rückschläge mehr. Ich kann damit leben, möchte nie wieder eine Manie erleben, auch weil ich es meiner Familie nicht mehr zumuten kann, sie haben sehr gelitten. Und trotz eines schweren Schicksalsschlages 1999 konnte ich diesen überleben, ob es mitunter am Lithium liegt, kann ich nicht beurteilen.

Im Moment bin ich dabei, die Dosis zu verringern, unter ärztlicher Betreuung (statt 2 Hypnorex täglich 1/2 weniger), aber sie irgendwann einmal ganz abzusetzen, dazu fehlt mir noch der Mut und das Vertrauen.

Ich weiss nicht, wielange es schon so geht, aber seit einigen Jahren habe ich das Gefühl, ich hätte aufgehört zu denken. Ich fühle mich dumpf und leer, und eine Gedankenreihe, wie ich sie zu Maniezeiten hatte, gab es schon lange nicht mehr. Mag sein, dass sich das Hirn, der Geist, die Seele, was auch immer, ausruht, aber so lange?? Ich bin mit diesem Zustand nicht zufrieden, aber wie soll ich es ändern? Wie soll ich mich zwingen zum "denken"? Ist das am Ende normal? Was ist normal?

Der Mensch vegetiert so vor sich hin, bis etwas passiert, was ihn aufhören lässt. Dann auf einmal wacht er auf. Warum musste mein Sohn erst sterben, damit ich aufwache? Bin ich tatsächlich aufgewacht?

Viele Fragen, keine Antworten
Danke fürs Zuhören
Karin
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Karin 558 15. 07. 2001 21:49

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