bipolar und fremdgehen

06. 07. 2018 13:25
Hallo liebe Mitglieder,

ich möchte gern als Angehörige einen Beitrag eröffnen. Danke für die schnelle Aufnahme ins Forum.
Es geht um meinen Freund, mit dem ich seit 2 1/4 Jahren zusammen bin und den ich seit rund elf Jahren kenne - allerdings nicht in Phasen.
Mein Freund hat seit 2009 die Diagnose bipolar (vererbt und durch ein familiäres Trauma ausgelöst). Er war seit 2014 phasenfrei durch Lithium. Nun setzte er Lithium zirka im März/April ab, weil die Einnahme-Genauigkeit für ihn immer recht schwierig war (er hat es öfters vergessen und fand dann, dass er es dann ja auch absetzen könnte). Er hat das Medikament ohne Arzt und ohne mein Wissen abgesetzt.

Am 10. Mai ist unsere Tochter geboren. Das löste die Manie meines Partners aus.
Seit dem 15. Mai nimmt er wieder Lithium.
Seitdem hat er sämtliche Klinik-Aufenthalte hinter sich, wies sich immer wieder selbst ein und aus.
Seit ein paar Wochen bekommt er in der Akutphase Zyprexa - 20mg täglich und eben Lithium (Hypnorex retard 1000mg täglich).

Wann wirkt Lithium zuverlässig?
Wer kann von jahrelanger Phasen-Freiheit berichten dank Lithium + Olanzapin?

Am Pfingstsonntag dieses Jahr ist mein Freund Hals über Kopf abgehauen, ohne das ich wusste, wohin.
Er war dann an diesem Tag in einem Bordell, was er mir letzten Sonntag voller Reue gestand.
Ich weiß nach wie vor nicht, wie ich damit umgehen "soll". Verzeihen fällt mir total schwer.
Die Manie ging nun etwa bis letzte Woche. Für ihn ziemlich lang, sonst gingen seine Manien vor vielen Jahren meist nur 2-3 Wochen und keine sieben Wochen.
Für mich war es bisher die schwerste Zeit meines Lebens. Mit einem frischen Neugeborenen konnte ich bisher nicht wirklich das Glück mit meinem Partner teilen, dabei hatte er sich so auf die Kleine gefreut und wollte so unbedingt Kinder... Nun fühle ich mich wie alleinerziehend (zum Glück habe ich viel Hilfe durch meine Mama) bzw. stellenweise kam es mir so vor, als würde ich zwei Kinder Zuhause haben (meine kleine Tochter und meinen Partner).

Bis mein Freund mir seinen Seitensprung gestand, fühlte sich noch alles in Ordnung an. Klar, es ist auch so viel passiert während seiner Manie (unter anderem hat er dadurch seinen Arbeitsplatz verloren), aber nichts, was man nicht wieder gerade biegen könnte. Seitdem ich von seinem Seitensprung weiß, bin ich wie gelähmt. Es wäre glaube ich auch alles nicht SO schlimm für mich, wenn unsere Tochter zum Zeitpunkt des Seitensprungs nicht gerade mal eine Woche alt gewesen wäre und mein Opa zu dem Zeitpunkt im Sterben lag...
Kurzum: Es liegt eine furchtbare Zeit hinter mir, ich hätte meinen Partner dabei gebraucht und er hatte nichts anderes zutun, als sich im Bordell zu vergnügen...
Unmittelbar nach diesem Seitensprung wies er sich nach einem Nervenzusammenbruch in die erste Klinik ein.
Er bereut natürlich alles zutiefst...

An die Betroffenen: Bekommt man sich während einer Manie wirklich SO gar nicht mehr mit? Schmeißt man alle Werte, die man vertritt, über Board? Bedenkt man keine Konsequenzen?

An die Angehörigen: Wurde euch während einer Manie schon mal fremdgegangen? Wie geht ihr damit um? Muss ich jetzt bei jeder Manie damit rechnen?

Danke für eure Antworten. Ich würde mich wirklich über zahlreiche Meinungen freuen, ich bin sehr verzweifelt :(

Michelle Marie
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

bipolar und fremdgehen

blancarina 3995 06. 07. 2018 13:25

alles ist möglich

dry 1063 06. 07. 2018 13:55

Im manisch-psychotischen Zuständen bin ich schon sehr "anders"

Sozialarbeiter84 1165 06. 07. 2018 14:27

Re: Im manisch-psychotischen Zuständen bin ich schon sehr "anders"

delphin64 914 06. 07. 2018 16:18

Re: bipolar und fremdgehen

tschitta 1164 06. 07. 2018 22:04



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