Hallo ihr Lieben,
ich bräuchte dringend etwas Rat. Bei meinem Freund (wir sind seit 10 Jahren zusammen und haben uns im Februar diesen Jahres verlobt) wurde leider eine Bipolar I Störung diagnostiziert. Er hatte im März/April eine schwere manische Episode mit psychotischen Anzeichen. In dieser Phase hatten wir extrem Streit, da ich ihn natürlich nicht so kannte, er hat sich schließlich von mir getrennt und mich aus der gemeinsamen Wohnung geschmissen. Mir kam das alles sehr merkwürdig vor. Ich habe recherchiert. Dabei bin ich auf die bipolare Störung gestoßen, was wie die Faust auf alle seine komischen Verhaltensweisen passte. Ich hab daraufhin seine Freunde und seine Eltern, die im Ausland leben, informiert damit sie sich zumindest um ihn kümmern, denn er wollte gar nicht mehr mit mir reden. Sie Eltern sind natürlich gleich eingeflogen. Bis sie da waren konnte ich ihn Gott sei Dank mit einem Freund zusammen ins Krankenhaus bringen. Da wurde er dann stationär für 4 Wochen behandelt. Wir haben uns in dieser Zeit auch wieder vertragen und ich wohne wieder in unserer gemeinsamen Wohnung.
Sein Zustand heute den Umständen entsprechend gut. Er nimmt 1000mg Orifiril + 15mg Aripiprazol und hat seine Psychoterapie begonnen. Aktuell ist er in einer eher depressiven Phase und krank geschrieben, weil er in der Arbeit noch überhaupt nicht leistungsfähig ist. Insbesondere mangelt es ihm an Konzentration und Antrieb (keine Ahnung ob das eher von der Deprimiert oder Medikamenten kommt?). Verglichen mit früheren Depressionen (wir haben davon schon so einige in der Vergangenheit gemeistert) ist es aber ein eher überschaubares Tief. Und dass man nach solch einer Diagnose und den damit verbundenen Erlebnissen auch erstmal trauert, ist, denke ich, mehr als verständlich.
Nun zu meinem eigentlichen Problem - seine Mama. Sie wohnt bei uns inzwischen seit fast drei Monaten in der gemeinsamen Wohnung. Also seit ich ihr Bescheid gegeben habe. Sie und er haben ein total enges, meines Erachtens nach ungesundes Verhältnis. Er ist ihr einziges Kind und sie sieht ihn als ihren besten Freund an. Mir kommt es manchmal so vor, wie wenn er für die der Partnerersatz ist, denn sie hatte viele Probleme mit ihrem Mann und hat auch früh ihre Eltern verloren. Mich sieht sie seit je her als Konkurrenz, die ihren Sohn klauen will. Als mein Freund im Krankenhaus war und ich sie vom Flughafen abgeholt hab, hat sie mir als erstes Vorwürfe gemacht, warum ich sie nicht früher angerufen habe. Ich hab ihr gesagt, dass ich einfach zu dicht an ihm dran war und viele Sachen und Muster nun erst in der Retrospektive einordnen kann. Sie akzeptiert das aber überhaupt nicht und ist voll sauer auf mich. Im Haushalt hilft sie mir überhaupt nicht. Sie räumt ihre Sachen halt weg und wäscht die Wäsche meines Freundes. Meine Sachen lässt sie explizit im Wäschekorb liegen, weil sie ist ja nur gekommen um ihrem Sohn zu helfen. Zudem schimpft sie ständig bei meinem Freund über mich: "Er habe das einzig Richtige gemacht, mich in der Manie zu verlassen. Da war er bei klarem Verstand", "Ich solle doch ausziehen.", "Ich würde ihn von ihr fernhalten.", "Ich lege viel mehr Wert auf meine Karriere als auf ihn.",... Für meinen Freund ist das natürlich mega belastend. Ich versuche mich aus Liebe zu ihm zurück zu halten. Aber nach 3 Monaten wird das auch mir irgendwann mal zu viel, denn wie ihr alle wisst hat man schon genug am Hals mit der blöden Krankheit. Und ständig noch jemand da zu haben, der die Beziehung sabotiert und die Privatsphäre einschränkt ist echt nicht leicht.
Zudem bin ich in der Situation, dass ich einen Job habe, bei dem ich reisen muss. Drei Tage (d.h. 2 Übernachtungen) pro Woche bin ich ausser Haus. Das nimmt die Mama meines Freundes natürlich zum Anlass, dass ich mich nicht um ihren Sohn ausreichend kümmern will/kann und sie auf jeden Fall länger bleiben muss. Ich hätte schon versucht mich auf was anderes zu bewerben, aber ernte aktuell nur Absagen. Ich muss dazu sagen, dass ich sehr gut ausgebildet bin, eigentlich einen tollen Job habe. Viele Arbeitgeber befürchten bei meiner Bewerbung und mit meinem Alter wahrscheinlich, dass ich wechseln will um sesshaft zu werden und Kinder zu kriegen. Zudem möchte ich, wenn ich wechsle, auch weiterhin in der Lage sein, mich und meinen Freund finanziell zu versorgen und uns etwas Sicherheit zu geben.
Da nun bald ihre 3 Monate Touristen Visum ablaufen, will sie nun eine Verlängerung zur Betreuung ihres Sohnes beantragen und weiter bei uns bleiben. Ich bin natürlich total dagegen bzw. der Meinung dass die sich dann zumindest eine eigene Wohnung suchen muss, da ich das sonst nicht mehr packe. Eine eigene Wohnung kann sie sich aber wahrscheinlich nicht leisten. Natürlich habe ich auch meinen Freund gefragt, was er eigentlich will. Auch er ist hin- und hergerissen. Er meint einerseits, dass es schön ist, jemanden 7 Abende die Woche da zu haben. Andererseits nervt ihn seine Mama auch und vor allem dass das Verhältnis zwischen ihr und mir nicht gut ist.
Alles in allem, es ist verzwickt. Ich weiß ehrlich gesagt momentan echt nicht mehr was ich tun soll. Kann mein Freund wirklich gar nicht 2 Nächte pro Woche allein bleiben so wie sie meint? Bei früheren, viel stärkeren Depressionen hat er das auch geschafft. Es ist sicher nicht ideal, aber ich finde auch mit bipolarer Störung kann und muss ein Erkrankter auch wieder selbständig leben können. Das gibt dich auch wieder Selbstvertrauen, wenn man sein Leben eigenständig und ohne Eltern meistert. Oder bin ich da zu blauäugig?
Wie sind eure Erfahrungen so? Kämpft ihr auch mit dem Dilemma "da sein für den Partner" vs. "Berufliche Verpflichtungen"? Und habt ihr on Top auch solche Drachen als Schwiegermütter, die ihr aushalten müsst?
Freue mich auf eure Ratschläge und bin dankbar jeden hilfreichen Tipp.
Liebe Grüße
Maria*
