EKT und andere Wege zum Lottogewinn?

24. 02. 2018 17:55
Hallo miteinander,
möchte gleich mal den "Lottogwinn" definieren: Gesund und stabil zu leben. Weil sich dann alle Probleme von selbst regeln.
Bin BIP II, also vorrangig häufigere depr. Phasen mit switches in ein Hochgefühl, in dem ich zwar deutlich risikofreudiger bin, es aber geniesse, denn ich hasse (als Selbstständiger!) nichts mehr als dieses träge "nicht-vorwärtskommen" im Lehm.
Ich durfte zweimal in meinem Leben miterleben, wie eine (zufällig) richtige Medi-Kombination mir jahrelang Stabilität verschaffte. Immer war Carbamazepin beteiligt, aber ich habe viele Jahre benötigt, bis mir klar war, dass es immer die Kombination war, die so hervorragend funktionierte, so dass ich Gesundheit als Lottogewinn bezeichnete. Bin 58, war insgesamt 1 Jahr zwangseingewiesen, habe Rattengift, Pulsadern sowie eine Salmonellen-Injektion überlebt, ausserdem die meisten Medis durchprobiert und war Ende Mai 99 endgültig soweit, aufzugeben. Zu der Zeit nahm ich Citalopram, was nicht half. Da sagte mein Arzt, er habe nur noch eine letzte Möglichkeit: Carbamazepin. Gesagt, getan. Begonnen mit 800 mg; hatte zwar erstmal für eine Woche 20 Std pro Tag geschlafen, aber am 9.ten Tag kehrte sich das Ganze ins Gegenteil. Konnte zwar frühestens um 4 Uhr morgens einschlafen (ohne ein Hoch zu haben!), manchmal auch erst um 5 oder gar 6, aber das Grundgefühl war ein tolles: STABIL den ganzen Tag über..ohne weitere negative NW, abgesehen von Kleinigkeiten.
Das hat etwa 5 Jahre angehalten, und ich dachte immer es sei das Carbamazepin, denn das SSRI Citalopram vorher hatte ja nicht geholfen. Allerdings - ich habe es weiter genommen, weil ich keine Absetzerscheinungen haben wollte, die ich mit Sicherheit bekommen hätte. Jedenfalls musste es die Kombination gewesen sein, denn irgendwann etwa 2004 habe ich das SSRI ausgeschlichen und es ging, mit zeitlichem Abstand von ein paar Monaten bald wieder so übel wie vor 99. Gar schlechter. Trotz Carbamazepin. Habe es auf eine Hepatitis geschoben, dass das Carbamazepin vielleicht schlechter/anders verstoffwechselt wird. Dann ließ ich 2005 auch das Carba weg. Üble Folgen: Nach 16-jähriger Ehe ließ sich meine Frau scheiden und zog mit meinem 5-jährigen Sohn nach USA. Mein Gott, war das eine üble Zeit!
Herbst 2006: Wieder ein Glücksfall. War in einer Bezirksklinik, wo Carba in Kombination mit Buprenorphin angesetzt wurde. Der zweite Lottogewinn! War eine Sekunde davor, alles endgültig zu verlieren und unter der Brücke zu landen - aber mir ging es innerhalb von nur Tagen nach ansetzen dieser Kombination wieder so gut wie 99, fast sogar etwas besser. Arbeitete wie der Teufel, um 100.000 EUR Schulden zurückzuzahlen, ohne in meinem Alter Inso anmelden zu müssen. Wollte ich auf keinen Fall, obwohl fast 4.000 Stunden Arbeit im Jahr keinen Raum für Freunde lässt. Aber es hat gezeigt, was man alles schaffen kann, wenn man stabil und gesund ist - für mich der Beweis, dass wir (oder wenigstens die meisten von uns) nicht einfach blos verhaltensgeschädigt sind, und sich von Psychos therapieren oder halt einfach den Hintern zusammenkneifen müssen - nein, wir sind gesund und fähig wie alle anderen Menschen, wenn diese mistige Hormon-Haushaltsstörung weg ist. Dann haben wir gesunden Menschenverstand, treiben keine irren Dinge, verlieren nicht unsere Freunde wegen Dauermelancholie usw, usw.
Jedenfalls war wieder Carbamazepin im Spiel, und ich denke, dass Buprenorphin ähnliche Wirkmechanismen wie SSRI haben, denn sonst wäre nicht so eine vergleichbare Gesamtwirkung herausgekommen - ich schob das aber viele Jahre nur auf das Carba, denn ich hatte vor der Kombination schon Buprenorphin als Monotherapie mit 18 mg, und das hat mich richtig depressiv gemacht.
Ich weiß nicht warum, aber mir und Ärzten ist nie aufgefallen, dass es nur so gut funktionierte, wenn o.g. andere Substanzen kombiniert wurden - dachte immer, wenn es mir nur unter Citalopram oder Bupronrphin nicht gut geht, dann kann es auch nicht wirken. Nein, heute weiß ich: dieser Denkansatz ist falsch, denn es war eindeutig die Kombination..habe verdammte 15 Jahre gebraucht um drauf zu kommen, wobei, die Ärzte hätten ja auch drauf kommen können...
Allerdings: Ich durfte die stabile Gesundheit "nur" rund 9 Jahre genießen, seitdem geht es seit etwa 2 Jahren wieder schleichend nach unten, d.h.ich bekomme wieder Phasen, blöderweise hauptsächlich down-swings, während die ups seltener und weniger angenehm ausgeprägt sind. Manchmal möchte ich mir einfach eine Knarre in den Mund stecken und abdrücken - aber gottseidank habe ich auch da etwas gefunden: Ketamin. Das Zeug wirkt super! (Aber nur, wenn es einem dreckig geht, es ist also kein Alltags-Medikament, sondern ein Notfall-Medi)
Jetzt ist es soweit, dass ich meinem Beruf als Unternehmensberater fast nicht mehr nachgehen kann, kann vielleicht noch 30% leisten von dem, was ich noch vor 3 Jahren geschafft habe. In den schlechten Phasen kann ich tagelang keine Mails öffnen und kein Telefon beantworten, aber so etwas müsstet Ihr, oder viele von Euch, ja auch kennen.
Tatsächlich scheint es so zu sein, als dass der Lottogewinn aufgebraucht wäre, und ich von den letzten Kröten zehren müsste, bis gar nichts mehr da ist - dabei wollte ich unbedingt noch einen Roman fertig bekommen, der u.a. auch auf das Thema bipolar eingeht. Habe schon fast 500 Seiten, aber es kostet zu viel Energie, wenn man nicht richtig gut drauf ist. Traurig, aber mein Arzt meint, ich könnte noch
EKT versuchen (Elektro-Krampf-Therapie). Kennt das schon jemand von Euch? Wenn ja, taugt das etwas für BIP 2 ??

Es wäre ganz, ganz super, wenn es jemand gäbe, der mir etwas (hoffentlich positives) berichten kann, aber auch für die Mitteilung negativer Erfahrungen wäre ich dankbar, dann muss ich nicht blind und voll Über-Erwartungen in diese Sache einsteigen...
Nun hoffe ich, nicht zu lange gepostet zu haben und wünsche Euch allen ein schönes, stabiles Wochenende!
BlueMoods
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EKT und andere Wege zum Lottogewinn?

BlueMoods 1359 24. 02. 2018 17:55

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Irma 431 24. 02. 2018 19:01

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Deborah 425 24. 02. 2018 20:11

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Heike 456 24. 02. 2018 21:37

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dino 484 25. 02. 2018 10:51

Opioide bei Depressionen

rhz 523 25. 02. 2018 11:55

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BlueMoods 386 25. 02. 2018 18:11

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Heike 442 25. 02. 2018 19:10

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Wirdwieder 763 05. 03. 2018 02:52



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