Guten Tag, ihr Seelenverwandten, die ihr mir soviel näher seid als meine besten Freunde oder meine Familie,
Hier ist meine Geschichte (wenn sie euch interessiert).
2012 lautete meine Diagnose bipolar, nachdem ich unter- fast würde ich sagen- tragikomischen Umständen in einer psychiatrischen Klinik auf Malta landete, einem finsteren, retrograden Loch, in dem es noch riesige Krankensäle gab und aus der mich mein Sohn nach heftigen Kämpfen mit der europäischen Bürokratie schließlich zurück nach Deutschland beförderte.
Der Rückflug war für uns beide eine enorme Belastungsprobe, die ich nur mit entsprechender Medikation überstanden habe.
Danach ging es rasant auf die geschlossene Station in der deutschen Psychiatrie, anschließend Tagesklinik, danach in eine tagesstrukturierende Gruppe, an die ich mich immer noch dankbar zurück erinnere, obwohl mich einer der Teilnehmer mit Schizophrenie-Diagnose dort mit einem Küchenmesser attackierte, weil er einen Rückfall hatte.Ich habe ihm längst verziehen.
Anschließend besuchte ich eine psychosoziale Wiedereingliederungs-Maßnahme, absolvierte 2 Praktika, eines davon pikanterweise in der Psychiatrie, allerdings einige Häuser entfernt von meiner ursprünglichen "Wirkungsstätte".
Mein damaliger Chef hat mir ein Super-Zeugnis ausgestellt und ist mir nie auf die Schliche gekommen.
Danach habe ich in bisher 6 Jobs gearbeitet, immer am Rande des Wahnsinns taumelnd, habe viele Höhen und Tiefen ausgelotet, dank Quetiapin und Duloxetin aber immer im gesellschaftlich vertretbaren Rahmen.
Ich verdiene momentan ganz gut in einem schönen Job, habe einen wunderbaren Therapeuten und einen verdammt guten Psychiater, die mir beide compliance bestätigen und mich durch diverseTäler tragen.
Und ich habe 2 wunderbare, mittlerweile erwachsene und erfolgreiche Kinder,die mir immer wieder Kraft geben und meine zerbrechliche Psyche kitten.Ich habe diese Kinder allein und ohne Unterhalt nach einer gescheiterten Ehe erzogen, eine Ehe, die ich nur durchgehalten habe, weil sie etwas besser war als meine desolate Kindheit.
Eigentlich wundert es niemanden, dass ich psychich etwas auffälliger bin als der Rest der Gemeinde.
Heute ist Valentinstag und ich will euch ermutigen, trösten und euch versichern, dass Liebe möglich ist.
Ich will mich bei jedem von euch bedanken, die ihr mich immer besser verstehen werdet als die -vermeintlich- so gesunde, leistungs- und vermögensorientierte Welt, die mir ganz schon oberflächlich und herzlos erscheint.
Bei euch habe mich immer akzeptiert und aufgehoben gefühlt.
Bei euch, die ihr wegen eurer zerfaserten Seele dem allgegenwärtigen Leistungsideal nicht entsprechen könnt.
Ich kenne euch nicht persönlich, aber wir teilen ein Schicksal, das man auch in einem anderen Licht betrachten kann.Es schenkt uns Kreativität, weil wir vieles nicht in Worte fassen können, die unseren Zustand verschlimmern oder im besten Fall nur annähernd wiedergeben können.
Betrachtet Bilder von Kandinsky, van Gogh, Gauguin und Munch, hört Musik von Schubert (Winterreise), Liszt und Beethoven und lest die Texte von Trakl, Dostojewski und Rilke; sie alle hatten ihre Dämonen.
Ihr seid besonders; ihr übertretet Grenzen und ihr leidet am Dasein, aber bitte versucht dieses Dasein für euch erträglich zu machen.Malt, tanzt, schreibt oder faltet Kraniche aus Papier (so wie ich), entdeckt die Welt der Kunst, sie ist vorurteilslos.
Geht dahin, wo ihr euch sicher und akzeptiert fühlt, umarmt die Menschen, die ihr liebt und glaubt an ein wohlmeinendes Wesen, das euch kennt und andere Maßstäbe hat. Oder glaubt zumindest an Rettung, Ethik, an euch oder daran, dass es besser wird, wenn der Winter vorbei ist.
Danke für Eure Aufmerksamkeit und nehmt mich bitte in diesem Forum und euren Reihen auf; das würde mir viel bedeuten.
Habt einen wunderbaren Valentinstag!
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 14.02.18 15:12.
