Bipolare Störung? Wirklich?

21. 08. 2017 14:53
Hallo zusammen,

ich bin neu hier und bevor ich meinen Mist bei euch ablade, sollte ich mir wohl kurz die Zeit nehmen, mich vorzustellen:

Ich bin anfang 30, verheiratet und habe ich Sohn im Grundschulalter.
Psychische Probleme begleiten mich schon seit ich 20 war. Damals litt ich unter einer fast einem Jahr andauernden Phase von Kreislaufschwäche, die nach unzähligen Arztbesuchen und der Suche nach einem organischen Ursprung von meinem Hausarzt (und auch mir selbst) als unbegründete Panikattacken verbucht wurden, langsam weniger wurden und schließlich ganz verschwanden.

Rückblickend mag man das als erste depressive Episode sehen. Nach so langer Zeit kann ich das selbst nicht einmal mehr sagen, aber möglich wäre es. In dieser Zeit ging es mir sehr sehr schlecht, ich habe ich mich (außerhalb des engsten Familienkreises) sozial so gut es ging isoliert und jede Art Lebensfreude verloren.

Die Lebensfreude kam jedoch zurück und es war besser als je zuvor, was vor allem der Grund war, weswegen ich nie gewagt habe Stimmungshochs zu hinterfragen.

Ich halte es für wenig sinnvoll nun meinen gesamten Lebenslauf nach Phasen abzusuchen. In den Jahren danach gab es viel zu viel, das man als manische oder depressive Phase interpretieren kann oder einfach nur gute bzw. schlechte Zeitabschnitte sind, für die es auch beinahe immer einen guten Grund gab.

Stattdessen springe ich lieber zum nächsten relevanten Punkt: vor 3 Jahren war ich derart grundlos euphorisch, kontakthungrig und energiegeladen, dass selbst ich das nicht anders als manisch bezeichnen kann.

Ich war besessen von der Idee meine Gedanken und Geschichten zu Papier zu bringen und auch wenn ich zu der Zeit nicht die leisteste Ahnung vom Schreiben hatte, habe ich Tag und Nacht geschrieben und mich von niemandem davon abhalten lassen oder auch nur hören wollen, dass das, was ich tue, etwas anderes sein könnte als einfach nur großartig. Mein Mann hat mehrfach versucht auf mich einzuwirken und sehr viel Gegenwind geernet, mich aber letztlich doch dazu gebracht, zum Arzt zu gehen und mich durchchecken zu lassen.

Der langen Rede kurzer Sinn: der Pychiater, bei dem ich letztendlich gelandet bin, hat mir die Diagnose Bipolare Störung gestellt. Nur davon wollte ich nun wirklich nichts wissen. Medikamente wurden mir verordnet, genommen habe ich sie nie. Ich habe mich nicht dazu durchringen können, mir selbst die Laune zu verderben. Und was, wenn der gute Mann sich irrt? Vielleicht habe ich den Kram gar nicht und werde ohne Anlass wie eine Laborratte mit Chemie vollgepumpt? Ha, ja nee, danke!

Es ist nicht leicht sich selbst einzugestehen, dass der gute Mann sich eher nicht geirrt hat, sondern ich es bin, die der Wahrheit nicht ins Auge blicken will. Es geht mir nicht gut, aber habe ich deswegen wirklich eine Depression? Was ist die Alternative und ist diese Alternative wirklich besser? Denn habe ich keine bipolare Störung, was dann? Dann bin ich ein charakterschwacher, selbstsüchtiger Mensch, der alle (mich selbst eingeschlossen) betrügt und belügt, nur um selbst einigermaßen glücklich zu sein und selbst das klappt ja nicht.

Nächste Woche habe ich wieder einen Termin beim Pychiater und wenn ich dann diese Diagnose annehme, dann nur, weil ich besagte Alternative als noch deutlich schlimmer erachte, als eine pychische Erkrankung? Alles in mir sträubt sich dagegen meine Fehler einer Krankheit in die Schuhe zu schieben. Hypochondrie? Münchhausensyndrom? Wie man es dreht oder wendet, was auf mich zukommt, ist eine bittere Wahrheit. Die Maus beißt sich da in den Schwanz und ich denke mir, ich wäre besser schon eher eine Laborratte geworden.

Liebe Grüße

C.

PS: ich habe ewig lang auf den Bildschirm gestarrt und mich gefragt, ob ich das wirklich mit auch nur irgendwem (egal wie anonym) teilen möchte. Ich finde keine Antwort darauf, also mache ich es einfach, bevor mich der Mut verlässt, nicht jedoch ohne mich zu entschuldigen, dass ihr abkriegt, was allein mein Problem sein sollte.
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Bipolare Störung? Wirklich?

Silentdove 1441 21. 08. 2017 14:53

Re: Bipolare Störung? Wirklich?

Heike 565 21. 08. 2017 15:09

Re: Bipolare Störung? Wirklich?

Silentdove 415 22. 08. 2017 08:34

Re: Bipolare Störung? Wirklich?

Nil 375 21. 08. 2017 16:56

Re: Bipolare Störung? Wirklich?

Silentdove 496 22. 08. 2017 09:16

Re: Bipolare Störung? Wirklich?

Heike 571 22. 08. 2017 11:00

Re: Bipolare Störung? Wirklich?

gabriela67 444 21. 08. 2017 17:12

Re: Bipolare Störung? Wirklich?

gabriela67 417 21. 08. 2017 17:15

Re: Bipolare Störung? Wirklich?

Annika 417 21. 08. 2017 20:49

Re: Bipolare Störung? Wirklich?

Annika 433 21. 08. 2017 20:54

Re: Bipolare Störung? Wirklich?

Silentdove 393 22. 08. 2017 09:41

Re: Bipolare Störung? Wirklich?

gabriela67 407 22. 08. 2017 10:22

Re: Bipolare Störung? Wirklich?

gabriela67 362 22. 08. 2017 10:26

Re: Bipolare Störung? Wirklich?

Flodul 425 22. 08. 2017 15:26

Re: Bipolare Störung? Wirklich?

gabriela67 372 22. 08. 2017 16:31

Re: Bipolare Störung? Wirklich?

gabriela67 454 22. 08. 2017 16:33



In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.

Klicken Sie hier, um sich einzuloggen