Hallo an das mir vertraute und immer hilfreiche Forum!
Etwa 3 Jahre bin ich in Klausur gewesen und melde mich nun zurück.
Ich bin auf der Suche nach Betroffenen die vergleichbare Situationen erlebt haben und sich daraufhin durchgerungen haben es auch mal ohne Medikation zu versuchen.
Vorneweg: es gibt einen Notfallplan, im Falle einer erneut auftretenden manischen Phase werde ich in einer stationären Kurzzeitintervention Valproat über einen Tropf einnehmen und somit relativ schnell einen ausreichenden Spiegel erlangen. Ich habe aber die Hoffnung das ich mittlerweile ganz ohne Medikation auskommen kann.
Hintergrund und Begründung für das Unterfangen:
Ich bin jetzt 51 Jahre jung. Als ich 12 oder 13 Jahre alt war hat sich die Erkrankung mit Depressionen angekündigt. Mit 15 Jahren hat sie sich, für die nächsten drei Jahre, sehr stark bemerkbar gemacht. Ich hatte 14 tägige Intervalle. Ca. 14 Tage schwere Manie (ohne Wahn), dann der Totalabsturz in schwere Depressionen (ca. für 14 Tage). Ich habe die Behandlung mit Medikamenten jedoch in dieser Zeit immer strikt eingehalten.
Mir ist es gelungen, nach dem aufgezwungenen Schulabbruch eine Lehre anzufangen und zu beenden, was mich nach drei Jahren dazu befähigt hat mein Elternhaus zu verlasen. Insgesamt habe ich ein recht engagiertes Leben führen dürfen, bei dem ich mich für umweltpolitische Themen und friedenspolitische Fragen eingesetzt habe. Bis dann, auf drei Lebens - Ebenen Stress dazugekommen ist, welcher mich wiederholt in einen rapid - cycling -Verlauf katapultiert hat. Ich hatte es aber immerhin geschafft über ein Jahrzeht unter einer Lithiumtherapie stabil zu bleiben.
Ich habe verschiedene Psychotherapien ausprobiert und durchgehalten. Letztendlich führe ich die Verbesserung, welche ich nun erleben darf, bei dem oben kurz benannten Auslösern (Disposition + dysf. Herkunftsfamilie), im wesentlichen auf die Ergebnisse einer modifizierten Psychoanalyse zurück, welche letztlich auch zum Abbruch des Kontaktes zur Herkunftsfamilie führte. Dieser ist mir natürlich sehr schwer gefallen. Ich behalte meine Eltern in liebevoller Erinnerung und habe dies auch so mitgeteilt.
Jetzt sind es immerhin 2 Jahre zur letzten Manie und ich habe die vorsichtige Hoffnung, bei achtsamer Lebensführung, auch ohne Medikamente stabil bleiben zu können.
Ich möchte ausdrücklich betonen das ich niemanden verleiten mag es mir nachzutun ohne dies ausreichend mit Profis besprochen zu haben. In meinem Falle, war der vorhandenene Selbsthilfebackround auch sehr hilfreich diesen Schritt zu wagen.
Über ein paar Rückmeldungen würde ich mich sehr freuen. Buro
m. / Jahrgang 1966 / Diagnosestellung mit 15 Jahren / Bipolar 1 / rapid cycling / in EU-Rente