Re: Frage an Kerstin

15. 08. 2002 00:45
Hallo Elke!
Ja, ich habe einen MD-Mann. Ich weiß nicht, ob er wirklich md ist, oder ob die Einnahme von trevilor, Manie und Depression hervorbrachte. Ich denke heute, dass schon vor der Einnahme der Medis leichte Anzeichen von md vorhanden waren. Unter Trevilor veränderte sich seine gesamte Persönlichkeit. Da war irgendwann nichts mehr vorhanden von dem, was ich an ihm so geliebt und geschätzt hatte.
Ich kann deine Verzweiflung nachempfinden, denn mir ging es ähnlich. Mein erster Beitrag hier im Forum war "Hand reichen, aber wie?" Das war hier mein erster Hilferuf. Damals hat mir dieses forum sehr geholfen.
Mein Mann war ebenfalls aggressiv, aufbrausend, unfair und ungerecht. Gegen die Kinder, gegen mich, gegen seine Familie. Zum Schutz habe ich mich vor alle gestellt und bin dadurch Feind Nr.1 geworden. Immer noch besser als das Leben meiner Kinder in Gefahr zu sehen.
Die Wunden sind tief und verheilen sehr langsam, bei mir und bei unseren Kindern, aber sie schließen sich.

Ich habe damals die Trennung eingeleitet, mehr mechanisch, da ich die Schritte kannte, die ich gehen musste, um vor seinen manischen Unternehmungen geschützt zu sein. Von seinem Arzt bekam ich weder Gehör, noch irgendwelche möglichen Hilfen. Irgendwann kam ich an den Punkt, wo ich mir sicher war, dass dieser Mann nicht der Mann war, den ich geheiratet hatte und der einst ein liebevoller Vater für unsere Kinder war. Das machte mir die Entscheidungen leichter. Da ich keine Hilfe auf Vernunftbasis bekam und mein Mann völlig uneinsichtig und ungebremst alles ausleben konnte, fühlte ich mich gezwungen, ihm klare Grenzen zu setzen, zu meinem Schutz, zum Schutz unserer Kinder und zum Schutz seiner Familie und vielleicht auch mit dem Hintergedanken, ihm so begreiflich machen zu können, dass etwas nicht stimmt mit ihm.
Jetzt ist es so, dass ich nur noch den Schutz für unsere Kinder und meinen aufrecht erhalte und es geht mir wesentlich besser. Ich kann zur Zeit nicht einmal sagen, ob das überhaupt noch notwendig ist.

Den Anspruch, dass er zurückkommt, den habe ich längst nicht mehr. Ich denke auch nicht, dass ich das noch will. Der einzige Anspruch, den ich habe, ist der, dass er irgendwann einmal in der Lage und bereit dazu ist, Vater für seine Kinder zu sein. Ich wirke nicht negativ auf sie ein, aber ich kann auch nicht Geschehenes ungeschehen machen.

Das Gefühl, dass mein Mann vor mir wegläuft, das hatte ich auch und habe ich noch jetzt. Hinzu kam nach ca. 4 Wochen ein ungeheures Fremdgefühl, dass mich sehr erschreckte. Ich empfand ihm gegenüber nichts mehr, nur noch Fremdheit.

Mein Mann ist ein sehr sensibler und liebenswerter Mensch gewesen. Er war ein liebevoller Vater und konnte seinen Kindern soviel Schönes geben. Ich hasse ihn nicht für die Dinge, die geschehen sind, aber ich liebe ihn auch nicht dafür.

Wenn du die Möglichkeit hast, dir eine Auszeit zu verschaffen, dann nutze sie. Du kannst ihm nur wirklich eine Hilfe sein, wenn du auch die Kraft dazu hast. Denke auch an dich! Manchmal ist die beste Hilfe die "Nichthilfe". Das hört sich alles leicht an, ich weiß, aber letztendlich geht es nur so.

Ich weiß nicht, ob dir meine Erfahrungen wirklich helfen. Sie vermitteln wenig Hoffnung. Hoffnung, meine Ehe retten zu können, habe ich nicht mehr. Die Zeit hat da mit Sicherheit großen Einfluss, die Sichtweise verändert sich und ich habe gelernt, wieder selbst zu leben, nicht mehr nur zu funktionieren. Etwas, was ich nicht mehr missen möchte in meinem Leben.

Liebe Grüße und
viel Kraft
sendet
Kerstin
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Frage an Kerstin

Elke 431 14. 08. 2002 21:18

Re: Frage an Kerstin

Kerstin 233 15. 08. 2002 00:45



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