Liebe Lucia,
ich habe mich extra auch mal hier im Forum registriert, weil ich Dir gerne weiterhelfen möchte.
Ich bin selbst Betroffene und habe zwischenzeitlich 2 Kinder, ich bin lange bevor ich meinen Kinderwunsch erstmals umgesetzt habe, erkrankt. Beim 1. Kind habe ich keine Medis während der SS genommen und bin anschließend nach der Entbindung schwer an einer Wochenbettpsychose erkrankt. Ich habe dann jahrelang recherchiert, wie ich meinen Kinderwunsch nochmal umsetzen kann.
Ich bin vor ein paar Wochen nochmal Mama geworden, stabil geblieben und habe ein gesundes Kind ohne Anpassungsstörungen mitheimgenommen und kann meinen Alltag mit 2 Kids genießen.
So wie Du schreibst, bist Du noch in der Phase, in der Du überlegst, wie Du den Kinderwunsch realisieren kannst.
Ich kann Dir dazu das beste Buch empfehlen, dass es meiner Ansicht nach gibt "Psychopharmakotherapie in Schwangerschaft und Stillzeit - Arzneisicherheit-Beratung-Entscheidungsfindung'" von Prof. Dr. Rohde und PD Dr. Schaefer. Prof. Rohde forscht seit ca. 20 Jahren in dem Gebiet rund um Gynäkologie und Psyche (Sie hat sich zum Thema Wochenbettpsychose habilitiert) und PD Dr. Schaefer ist der Leiter des Zentrums für Embryonaltoxikologie in Berlin "embryotox", er ist Kinderarzt und hat schon jede Menge Bücher zum Thema Arzneimittel in Schwangerschaft veröffentlicht. Das Buch ist zwar eigentlich für Psychiater geschrieben, aber als Betroffene versteht man es auch sehr gut, es sind auch Fallbeispiele von anderen Bipolaren drin, wie die gesund geblieben sind. Das Buch handelt alles ab: Situation bei Kinderwunsch, Situation um die Entbindung, alle derzeit gängigen Psychopharmaka mit Auswirkung auf die Fruchtbarkeit bzw. Aussagen dazu, ob die überhaupt das ungeborene Kind schädigen könnten usw.
Du hast berichtet, dass Du ohne das Seroquel nicht schlafen kannst. Ich selbst hatte mich entschlossen, bei der 2. SS im Vorfeld auf Seroquel PL umzustellen und das Medi die ganze SS durchgenommen (ca. 300 bis 325 mg), auch während der ersten 3 Monate, um stabil bleiben zu können.
Du kannst ja mal selbst embryotox googeln: Seroquel ist auch im Tierversuch nicht fruchtschädigend und alle SS unter Seroquel waren unauffällig, d. h. die Kinder gesund...
Außerdem gibt's bei Embrytox den Baustein "Frauen und Psyche", der ist auch sehr hilfreich für betroffene Frauen. Du kannst auch dort anrufen und Dich als Schwangere ausgeben, dann wirst Du direkt durchgestellt und die könnten Dir Deine Ängste wegen Medis ein wenig nehmen...
Grade die Bipolaren Störungen haben von allen psychischen Erkrankungen die höchste Rückfallrate auch in der SS, nach der Entbindung selbst hast Du ein Risiko von ca. 75%, zu erkranken ohne Medis....
Und die Tatsache, dass Du ohne Medis (zumindest ohne geringe Prophylaxe) auch in der SS erkranken könntest und dann viele (ggfls. verschiedene) Medis nehmen musst in einer Erkrankungsphase, ist für Dein ungeborenes Kind auch risikoreich!
Du musst Dich - wenn Dein Kinderwunsch so groß ist - mit Deinem Partner entscheiden, welchen Weg Du gehst, leicht ist keiner...
Ich weiß ja nicht, ob Du weit von Bonn weg wohnst, aber die in der Gynäkologischen Psychosomatik beraten dort auch vorerkrankte Frauen gezielt zum Thema Kinderwunsch bzw. Medikamentenumstellung.
Ich bin dort gezielt zur Situation nach der Entbindung beraten worden, wie ich eine weitere Erkrankungsphase vermeiden kann. Ich bin gerne bereit, Dir auch sonst noch alles zu schreiben, was ich beim 2. Kind anders gemacht habe...
Ganz wichtig: von Anfang Vertrauenspersonen in Deinem Umfeld (Psychiater, Gynäkologe, Hebammen) suchen, die über Deine Erkrankung informiert sind. Ich hatte meinen Psychiater gebeten, beim Embryotox anzurufen, welche Medis man nehmen kann. Die haben das Sero empfohlen, am besten als Monotherapie.
Auch Du hast wohl nur Sero als Monotherapie und damit meiner Ansicht nach super Voraussetzungen, Dir Deinen Wunsch zu realiseren. Wie man an mir sieht (zwei gesunde Kinder), ich bin ganz glücklich...
Ich würde mir nur an Deiner Stelle ein wenig Zeit geben, noch zu recherchieren und während dessen soviel Sero nehmen, dass Du ungestresst schlafen kannst. Allein die Beschäftigung mit dem Thema, wie man es umsetzen kann, ist schon belastend, wie ich aus eigener Erfahrung weiß...
Und bzgl. Deiner Ängste ob man als Bipolare auch eine gute Mutter sein kann, ich bin der Meinung auf jeden Fall, genausogut wie Gesunde auch, wenn man stabil eingestellt ist...
In diesem Sinne viel Glück für Dich, ich drück Dir die Daumen und schreib Dir auch gerne noch einige Dinge, die Dir durch die SS helfen können...
Eine weitere gute Internetadresse hierzu "Schatten und Licht" (Verein zur Verhinderung postpartaler Depression und Psychose", da sind ganz viele Frauen, die schon ein Kind haben und trotz Medis wieder schwanger werden wollen oder es bereits sind...
Alles Gute für Dich!