Mit geht es eigentlich ein Stück weit ebenso wie hillclimber,
ich bin wahrscheinlich hier, weil ich immer noch am Rande einer langen Depression wandle und zur Zeit zuwenig Sozialkontakte habe.
Da die Krankheit bei mir ja so spät diagnostiziert wurde, gab es für mich Jahrzehnte, in denen ich mich gar nicht damit beschäftigen *konnte*. Ich habe es dann eine Weile getan und schließlich versucht, wieder ein 'ganz normales' Leben zu führen.
(Was auch immer das für einen Bipolaren bedeutet, hehe.)
Ich kenne außerdem tatsächlich mindestens einen Bipolaren mit Diagnose persönlich, der Selbsthilfeforen komplett ablehnt, da er der Meinung ist, da seien zu viele 'Berufskranke' unterwegs. Also Menschen, die ihre Krankheit als eine Art Lebensstil oder sogar Lebensinhalt sehen (im ausschließenden Sinne).
So erleichternd eine Diagnose auch ist, ich sehe die Gefahr auch. Sie besteht eigentlich auch bei jeder unheilbaren Krankheit. Man ergibt sich in sein Schicksal, beschäftigt sich eventuell zu viel damit und verpaßt, was man vielleicht aktiv in der Zeit hätte tun können.
Wenn ich mich so verhalten hätte, hätte ich z.B. einen hoffnungslos kaputten Rücken mit Aussicht auf den Rollstuhl (Diagnose mit 23 Jahren.). Ich hätte mich nämlich geschont, Tabletten genommen und leichte Krankengymnastik gemacht bis zum Ende meiner Tage (Empfehlung des Arztes und des Orthopäden damals) .
Statt dessen habe ich die Tabletten abgesetzt und zwei Jahre später eher durch Zufall angefangen mit Tai Chi und schwerem Krafttraining, und die Rückenschmerzen verschwanden innerhalb weniger Monate komplett, und sind auch nie wiedergekommen (mit Ausnahme kleinerer Verletzungen, die wohl jeder über 40 kennt). Das regelmäßige Krafttraining habe ich wieder aufgegeben, aber ich weiß jetzt, wie man sich richtig bewegt und hab Freude dran.
Das zu tiefe Beschäftigen mit einer Krankheit und vielleicht sogar der ausschließliche oder überwiegende Austausch mit Kranken kann sicher auch negative Seiten haben, denn die (allermeisten) Menschen um uns herum in der realen Welt sind es nicht. Und mit denen möchte zumindest ich klarkommen.
D.h. für mich auch, daß ich der Krankheit nicht zuviel Raum in meinem Leben geben darf. Die Krankheit darf nur ein kleinerer Teil meines Lebens sein (Idealfall).
Ich denke, ein 'innerer Abstand' ist so schwierig, weil die Auswirkungen der Krankheit in unserem Falle schnell alle Lebensbereiche erfassen. Und weil man sich schnell mit der Krankheit identifiziert - was in manischen Phasen ja auch leicht ist. (Ich bin stark, ich bin intelligent, ich kann alles....ich bin bipolar. Oder: Ich bin so kreativ - Ich bin manisch depressiv.) In der Depression ist die Identifizierung ja fast unausweichlich: ICH bin schwach weil ich depressiv *bin*.
Dabei ist der innere Abstand zur Krankheit ja gerade, was nötig ist, um sich selbst zu helfen (kritische Selbstbeobachtung. Phasen frühzeitig erkennen). Da muß man sich auch helfen lassen, gerade Rückmeldungen von Nicht-Kranken sind da auch *nötig*.
Liebe Grüße,
M.