Ich muss sagen, nein, ich vertrete eine andere Meinung. Ich halte die Darstellung des Werther-Effekts als zu übertrieben. Ich meine nicht, das man jeden einzelnen Suizid thematisieren will, aber der Werther-Effekt taugt hervorragend, den Suizid als Thema einfach zu verbannen.
Ich glaube auch im Fall Kübelböck etwa nicht, das Menschen sich jetzt inspiriert sehen, von einem Kreuzfahrtschiff ins Wasser zu springen, ganz ehrlich. Zudem, was die Methoden angeht, jeder Mensch mit einigermassen Wissen über seinen Körper, weiss ganz genau, wie er sich umbringen kann. Dazu muss man kein Arzt sein.
Die Frage ist vielmehr, wie man das Thema rüberbringt und wie man darüber berichtet, ich meine natürlich das man alles vermeiden muss, Menschen irgendwie zu sagen, es wäre eine Lösung, sich das Leben zu nehmen. Das habe ich auch explizit geschrieben vorher.
Ich habe selbst Menschen durch Suizid verloren und eben genau darum, das diese Menschen es nicht gewagt haben, über ihre Probleme und mitunter auch über ihre Suizidgedanken zu sprechen. Darum sehe ich es so, das man offen über Suizidgedanken und Probleme sprechen sollte, denn dort war es so, das die Menschen alles in sich hineingefressen haben bis zu dem Punkt, wo die Maskerade zusammen fiel und sie als letzten Ausweg die Erlösung im Suizid gesucht haben. Hätte man früher agiert, hätte man die Probleme analysiert, hätten sich Lösungen finden lassen. Suizid kann wie gesagt nie die Lösung sein.
Aber mich nervt es mitunter, das Suizid einfach beiseite geschoben wird von Medien und vielen Menschen. Einfach den Werther-Effekt vorschieben und schon ist die Diskussion beendet.
Mal ganz ehrlich: Denkt ihr, jemand wird dadurch gerettet, in dem man sagt, man dürfe es nicht thematisieren?