A20213 schrieb:
> Es wäre viel schöner, wenn dort bspw. stehen
> würde:
Schöner? Joa, einstweilen. Aber nur, weil da ja jetzt was Anderes steht. Früher oder später würden sich auch diese Begriffe zum Stigma abschleifen und hätten dann möglicherweise schon einen orwell´schen Beigeschmack ("Doppelplusgut" statt "schlecht").
> Facettenreiche Persönlichkeit mit kurzen (oder
> langen) Phasen der Schwermut und Euphorie.
Wäre schlicht falsch. Depression ist deutlich mehr als Schwermut und Manie deutlich mehr als Euphorie.
Und "facettenreich" kann 20.000 Dinge bedeuten. Wäre ne ziemliche Leerformel.
Diagnostisch könnte man mit dieser Beschreibung kaum zwischen Zyklothymie, Bipo 1 und 2 oder sogar einem gesunden zyklothymen Temperament unterscheiden.
Klinische Sprache ist kalt und unschön, aber das ist sie, weil sie meist so sein muss, um deutlich und präzise zu sein.
Und bedenke:
Unschön wird die Sache eigentlich erst dann wirklich, wenn du beginnst, Dich mit der Diagnose zu identifizieren. Also wenn du einer rein wissenschaftlichen, also rationalen, Beschreibung ein psychosoziales Element verleihst.
Also wenn du ein reines Gedankengebilde in den Bereich von Gefühl und menschlichem Miteinander hinein ziehst.
Da gehört die Diagnose aber gar nicht hin!
Sie soll Dich medizinisch verwertbar beschreiben, aber nicht sozial oder emotional identifizieren!
Mit einer der Gründe als Laie die Finger vom ICD10 zu lassen. Viel besser ist es man nimmt die Diagnose schlicht als inhaltslosen Anlass sich selbst auf ganz alltägliche Art nochmal neu kennen zu lernen. Dabei findet man dann auch die passende Sprache.
> Es wäre doch viel schöner, oder?
Hätte für mich viel mehr von 1984 oder noch eher Brave New World.
Man bedenke bei dem Wunsch nach milder Sprache stets Aldous Huxley´s dystopisches Grundprinzip:
Wir werden durch das vernichtet werden, was wir lieben.
Cheers
Phoenix
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Von Aschenputer bis Napalmdrossel.
Männlich, 37, Bipolar 2, Pregabalin 150mg