Hallo Skandal,
vielleicht liegt aber auch in dieser Freiheit der Schlüssel, warum und wieso anscheinend ein Trend zu spüren ist, der eher ins Gegenteil verläuft.
Auf der einen Seite war die westliche Welt wohl noch nie so frei wie heute, Dinge zu tun und zu verwirklichen. Seines eigenes Glückes Schmied sein zu können, ist ja zunächst genommen positiv. Aber die Individualisierung, der Zerfall von Familienstrukturen, die auch Ressourcen bedeuten können, einen zumindest gefühlten Trend zur eher Unverbindlichkeiten, lässt den Menschen auch irgendwo allein mit diesen vielen Möglichkeiten.
Ich kann durchaus auch nachvollziehen, dass es eine Sehnsucht gibt, irgendwie eine Richtschnur zu haben und doch auch ein Gefühl von "getragen sein" in einer Gemeinschaft. Je unsicherer die Zeiten, desto mehr vielleicht auch der Wunsch, sich auf etwas beziehen zu können, als auf ein so unwirkliches Wort "Freiheit" was alles bedeuten kann.
Trotz der Erschrecknisse, die auch mich immer mehr beunruhigen, könnte darin aber auch eine Chance liegen, um insgesamt unsere bisherige Lebensweise von Freiheit genauer zu betrachten.
Viele Grüße Heike
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Ich bin ein Mensch mit vielen Farben und Facetten zeitweise unterbrochen durch unipolar depressiven Phasen, im MD-Forum schon seit 2002 vertreten.
"Recovery zielt nicht auf ein Endprodukt oder ein Resultat. Es bedeutet nicht, dass man ›geheilt‹ oder einfach stabil ist. Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können" (Patricia Deegan 1996).