hallo Nalu,
erstmal herzlich Willkommen in diesem Forum.
Danke für deine offenen und emotionalen Worte.
Ich kann Vieles von dem, was du geschrieben hast, gut nachvollziehen. Schuldgefühle, aus der Verantwortung raus wollen, die Einsamkeit, das ist mir sehr vertraut.
Ich verfolge diesen Baum seit Beginn. Nicht jeden Beitrag aber die meisten. Doch deiner hat mein Herz berührt, weil er so persönlich und so offen ist.
Nach wie vor, kann ich meine Gedanken und Gefühle für einen Beitrag hier nicht so ordnen, als dass er nicht endlos würde, weil mir im Kopf Anfang und Ende fehlen.
Meine Mutter ist seit Jahren an Alzheimer-Demenz erkrankt und seit nach Ostern 2017 in einem Pflegeheim.
Aber irgendwie hört es nicht auf, dass ich mich kümmern muss. Damit meine ich nicht die Besuche, die ich gerne mache sondern z.B. den Schriftkram, mit dem mein Vater nicht fertig wird, und andere Dinge.
Vielleicht schreibe ich später mehr darüber.
Gerade habe ich einen Anruf von meinem Vater erhalten, dass meine Mutter am Mittwoch zum Chirurgen muss, um eine Gewebeprobe entnehmen zu lassen. Da muss ich dann wieder die Begleitung übernehmen, weil er kaum etwas von dem versteht, was der Arzt erzählt. Ich schwanke ständig zwischen "ich sehe die Notwendigkeit und mache das auch gern für meine Eltern" und "ich will nicht" und "ich fühle mich schuldig, wenn ich es nicht tue".
Aber meine Mutter ist nun total hilflos und mein Vater in solchen Dingen halt auch, und er tut schon, was er kann.
Er wird dann halt total kopflos, fängt an zu weinen, ist total verzweifelt, weil er im Kopf und Bauch hat, meine Mutter müsse bald sterben.
Gut ist, dass mein Vater doch inzwischen oft auf mich hört, wenn ich klare Entscheidungen mitteile. Ich werde meine Mutter zum Chirurgen begleiten habe aber entschieden, sie nicht in meinem eigenen Auto zu transportieren, weil sie kaum noch Kraft hat, von Stuhl aufzustehen, und ich Angst habe, dass ich sie nicht ins und aus dem Auto heben kann. So habe ich einen Krankentransport organisieren lassen vom Heim, wo ich sie begleite.
Das teilte ich meinem Vater mit, der dann meinte, ich könne ja sein Auto nehmen, weil das etwas höher ist. Ich sagte ihm dann, dass ich das nicht mache, und wir lassen mal alles so, wie organisiert. Da meine Eltern privat versichert sind, kriegt er ja wieder die Rechnung. Und er hat eine Höllenangst vor dem Papierkram, den er wirklich nur mit Ach und Krach gerade mal so und oft mit Hilfe bewältigt. Ich dachte nie, dass er das überhaupt mal hinkriegt. Früher machte das alles meine Mutter. Mein Vater ist schwerer Legastheniker.
Dann erzählt er mir laufend, was er für welche Rechnungen in welcher Höhe erhalten hat. Heute, nachdem ich mich zähneknirschend bereit erklärte, meine Mom zum Arzt zu begleiten, sagte ich zu ihm "Papa, ich will nichts mehr hören von irgendwelchen Rechnungen. Du willst ja nicht in die gesetzliche Krankenkasse. Dann kriegst du halt auch die ganzen Rechnungen." Dabei wäre im Falle meiner Eltern der Wechsel gar nicht schwierig, es ist dieselbe Krankenkasse, weil so Art betrieblich. Und ändern würde sich auch nichts, weil sie alle Wahlleistungen ausgeschlossen haben.
Nun habe ich doch eine kleine Begebenheit länger ausgeführt. Mir ist schon wieder ganz schwer ums Sonnengeflecht, das sich wie im Schraubstock befindet.
Ich muss sagen, dass meine Kindheit und Jugend auch nicht grad einfach war. Der Lebenslauf war schon recht ungewöhnlich, gerade für ein Kind mit Jahrgang 1960. Ich habe meinen Eltern viel vorzuwerfen. Andererseits waren sie widerum auch da, wenn nichts mehr bei mir ging. Ich habe das nicht oft in Anspruch genommen, aber meine Eltern waren (mein Vater ist es immer noch) auch so gestrickt, dass ich sie immer anrufen konnte, und sie waren da.
Wenn ich meinen Vater nachts um drei anrufen würde und sagen "komm bitte rum" würde er einfach nur sagen "ich bin in einer halben Stunde da" ohne lange zu diskutieren, was los ist.
Alles Gute
Friday
<|><|><|><|><|><|><|><|><|><|><|><|><|><|><|><|><|><|><|><|><|><|><|><|><|><|><|><|><|><|><|><|><|><|><|><|><|><|>
Nicht alles, was schwankt, ist bipolar.
Hätte ich die Kraft nichts zu tun, ich täte nichts.
Man muss sich von sich selbst nicht alles gefallen lassen.