Der erste Satz in meinem Lehrbetrieb vom Souschef war: Bück dich, du Stück. Wir haben sauber gemacht und ich sollte unterm Ofen fegen. Da war ich geschockt, war ja grad mal 19. Über die Jahre habe ich mich an den Ton gewöhnt. Heute haue ich verbal genauso auf die Kacke wie die Jungs. Wenn andere schreien, bleib ich cool und denke einfach "du Spinner". Schreien und pöbeln bringt überhaupt nichts. Der Service und andere Zartbeseitete machen dann einfach nur mehr Fehler. Meine These dazu ist schon lange, dass die, die schreien, von ihrer eigenen Unfähigkeit ablenken möchten. Mein letzter Chef war auch so. Er konnte zwar kochen, war aber eine Schnecke. Jeden Mittagsservice musste ich ihn aus der Scheiße holen.
In Baden-Württemberg hab ich auch gearbeitet. 1996 bin ich mit meinem damaligen Küchenchef an den Bodensee (Langenargen) gegangen(da, wo das Trinkgeld so gut war). Früher war er ein Choleriker, nach 2 Jahren war ich platt. Die haben uns damals echt die Bude eingerannt. Und wenn er selbst in der Scheiße war, fing er an zu schreien. Damals ist mir das zum ersten Mal aufgefallen. Der war sonst so ein guter Typ, aber manchmal mutierte der in der Küche zum Arsch. Heute soll er lammfromm sein.
Ja, als Frau ist das so eine Sache mit Chefsein. In Spanien war es besonders schwierig mit den Männern und mir als Küchenchefin. Und da war es egal, woher sie kamen. Als ob die Hitze denen das Hirn wegbrennt. Isses nicht wurscht, ob dir ne Frau Anweisung gibt oder ein Mann. In Hannover habe ich mal in einer Sportsbar gearbeitet, ich Chefe und 5 Araber als Helfer:) Nach 2 Monaten bin ich zum Geschäftsführer gegangen und habe gesagt, dass er einen Mann für diesen Job braucht. Da hatte ich dann echt keinen Bock mehr. Die Jungs haben die schön gepellten fetten Garnelen immer gefroren in die Pfanne gehauen. Die waren alle beratungsresistent.
Die schlimmste Küche, in der ich mal gearbeitet habe, war auch auf Malle. Die Inhaberin hatte gleich Rinderfilet für ein Jahr gekauft und tausend Froster am Stromnetz. Da ist dann jeden Abend in der Hauptgeschäftszeit die Sicherung rausgeknallt. Die gute Frau habe ich sehr schnell verlassen. Die waren auch noch so blöd und haben mir Kerzen über die Gasflammen gestellt, damit ich was sehe. Aber Wachsbratkartoffeln sind nicht so lecker. Die hat mir vor der Küche nen Wasserschlauch mit Brause aufgestellt, weil die Lüftung nicht funktionierte. Ich sollte doch zwischendurch zur Erfrischung einfach mal drunter hüpfen. Die war wirklich jenseits von gut und böse.
Uns ist mal das Brot ausgegangen und ich habe das dann auf die Schnelle gemacht. Die anderen haben wie Autos geguckt. Ist schon gut, wenn man das alles mal gelernt hat, ob Kroketten, Nudeln oder Brot. Und man selbst lernt ja in jedem Betrieb was. Und wenn es nur ist, wie man es nicht machen sollte.
Ich hab mal 4 Wochen auf Sizilien als Crewkoch gearbeitet. Der Supervisor kam vom Hafen mit nem halben Schwertfisch. Das war so geil, den zu verarbeiten. Und wenn die Jungs vom Meer kamen, wollten sie Kohlehydrate - also jeden Tag zwei Bleche mit Kuchen. Das Essen habe ich auf 2 Hockerkochern gekocht - war wirklich strange. Nervig waren nur die ganzen Zuschauer, die mir hinterm Rücken lang liefen. Showkochen ist nicht meins, ich bin lieber für mich.
Ich hab grad richtig gute Laune gekriegt, wo ich da wieder drüber nachdenke. War echt ne gute Zeit. Ich hatte ja echt überlegt, ob ich umschule. Aber das ist Quatsch, wenn man so einen Spaß hat. Jetzt muss ich dann nur noch jemanden finden, der akzeptable Arbeitszeiten und gutes Geld bietet. Noch ca. 2 Monate, dann bin ich wieder fit. Geh jetzt erstmal zur Schuldnerberatung und danach guck ich dann weiter.