Ach, sieh mal einer an, noch eine Köchin! Schade, dass du nicht mehr kochen kannst. Ich hatte auch mal so einen Job, in dem ich bis zu 190 Stunden bringen musste (bei unterirdischster Bezahlung natürlich) und dauernd kontrolliert und angeschissen wurde, jeden Tag waren die Regeln wieder anders. Da hab ich einmal auch genau das gemacht: ich bin einfach nicht hingegangen, hab mich aber krankschreiben lassen. Lag ja nicht an einer Phase sondern einfach daran, dass ich verheizt worden war.
Letztes Jahr musste ich auch mal 5 Wochen aussteigen, weil im Laden nichts voranging (wir haben keinen einzigen Profi im Service) und ich gesehen hab, wie der Chef sehenden Auges unvorbereitet in einen Sommer geht, in dem uns der eigenen Erfolg um die Ohren fliegen wird. Es wollte keiner auf mich hören und ich wurde nicht ernst genommen, das hat mich dermaßen getriggert, dass ich einen feinen Mischzustand bekommen hab. Es gab dann, als es mir wieder besser ging, ein Gespräch in kleiner Runde mit dem Chef und dem Küchenchef und da hab ich so richtig auf den Tisch gehauen. Seitdem hat sich vieles entwickelt. Aber dass ich dazu erst mischig werden musste, ist ein Skandal.
Ich hab das Glück, einen ganz lieben Küchenchef zu haben, mit dem ich seit zwölf Jahren koche und wir sind zusammen in einen Laden gewechselt, der neu aufgemacht hat und wir haben zusammen die Küche aufgebaut. Dieses Jahr hab ich auch die externe Abschlussprüfung bei der IHK gemacht. Wenn du mal lachen willst:
meine Kochprüfung. Küchencheffe kennt mich also in und auswendig und weiss genau, was los ist und wann es bei mir nicht mehr geht, ich bin dafür jeden Tag unendlich dankbar.
Ich frag mich aber auch, wie lange ich den Job noch machen kann. Gestern stellten Küchencheffe und ich fest, dass unsere Rückenschmerzen immer nach den freien Tagen am schlimmsten sind und wir dazu verdammt sind, immer weiter zu schuften, nur damit der Rücken nicht zwickt... ich kam auf die Idee, in Richtung Ernährungsberatung in Kombination mit Heilkräuterkunde zu gehen.
Ganz ohne kochen könnte ich aber wahrscheinlich nie. Es wird wohl so kommen, dass ich irgendwann aus dem à la carte aussteige und nur noch die Vorbereitung mache und wenn ich keine 1/1 GNs voll Gulasch mehr heben kann, zieh ich mich ans Schneidbrett zurück.
Ich kann in kein Restaurant gehen ohne das Gefühl zu haben, am falschen Platz zu sein, ich denke dann immer: Oh, die haben ja gut zu tun, interessant wie klein/groß die Küche ist, wieviele Konvektomaten die wohl haben und ob sie mit Gas oder mit Induktion kochen? Schade, dass ich meine Klamotten und das Messer nicht dabei habe, die könnten garantiert grade Hilfe gebrauchen... für meine jeweilige Begleitung ist das ziemlich nervtötend. Erst recht, wenn ich erstmal die Speisekarte auseinandernehme und dann das Essen analysiere und bewerte...
Aber zurück zu meiner ursprünglichen Frage an dich: ich meinte eigentlich, wie du auf die Problematik mit deiner Mutter gestoßen bist. Nicht die Problematik mit der Krankheit.
Sumosimi
Taat du nee borom djogol, so djoge mu topola.