Hallo Sumosimi,
der nicht mehr zu reparierende Bruch zwischen meiner Mutter und mir kam, als ich als junge Erwachsene darauf bestand,
mein eigenes Leben zu leben.
Ihre unerfüllten Wünsche und Träume trieben meine Mutter an, dafür zu sorgen, dass es meiner Schwester und mir "besser gehen sollte" als ihr. So bekamen wir beide eine gute Berufsausbildung, die ihr (und meinem Vater) durch die Kriegswirren versagt blieb.
Als es mir in der Folge dann tatsächlich besser ging, stellte sich heraus, dass meine Mutter eine konkrete Vorstellung von diesem "besser" hatte: ich sollte an ihrer Stelle ihr ungelebtes Leben leben. Dem habe ich mich verweigert.
Meine Mutter hat mich als Kind klein-gehalten und in einem Maße kontrolliert, dass mir gefühlt "keine Luft zum Atmen blieb".
Ich war neugierig und wißbegierig, wollte wachsen und mich entwickeln. Dazu bekam ich erst mit 14 Jahren die Chance, als meine Mutter mich in einer Privatschule unterbrachte, weil ich aus ihrer Sicht für eine staatliche Schule zu ängstlich war.
Dass meine Eltern vom bescheidenen Lohn meines Vaters für mich das Geld für diese Schule aufbrachten, werde ich ihnen
nie vergessen! Damit haben sie das Beste für mich getan, was sie tun konnten.
Die Leiterin dieser Schule - eine meiner Ersatzmütter - erkannte meine Defizite und hat mich fit für's Leben gemacht.
Dadurch gelang es mir in der Pubertät, mich dem Kontrollverhalten meiner Mutter zu entziehen.
Das hat sie nicht verziehen: "Wenn ich das gewußt hätte, hätte ich Dich nie dorthin gegeben .....!"
... und ich konnte ihr länger als mein halbes Leben nicht verzeihen, dass sie mich als Kind so eingeengt hatte.
Ein trauriger Verlauf, der nicht hätte sein müssen!
Eine Aussöhnung zu Lebzeiten meiner Mutter und war nicht möglich, weil wir eine "sprachlose" Familie waren.
Nicht von ungefähr kommt, dass ich aufgrund des lebenslangen Gefühls, nicht verstanden zu werden bzw. mich nicht ver-
ständlich machen zu können, eine Ausbildung in Kommunikation machte. Meine Tochter hat dann noch eins drauf gesetzt
und Wirtschaftskommunikation studiert.
Das Familienproblem der Sprachlosigkeit haben wir in zwei Generationen gemeinsam knacken können.
... obwohl es da gerade auch zwischen uns hakt.
Manchmal braucht es halt auch eine längere Pause nach so viel Aufarbeiterei ;-)
Viele Grüße
Deborah
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Wer etwas will, sucht Wege.
Wer etwas nicht will, sucht Gründe.
Lerne erst laufen,
bevor du versuchst zu rennen.
("zeitzuleben", Ralf Senftleben)
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