Hallo Sumosimi,
mein Vater wurde kurz vor Ausbruch des 2. Weltkrieges geboren, meine Mutter mittendrin. Er lebte in einer Stadt, die auch stark bombardiert wurde, hat aber nie darüber erzählt. Das einzige was er sagte war, dass er in den Trümmern der Häuser gespielt hätte nach dem Krieg. Über den Tod wollte er auch nicht reden. Als er plötzlich verstarb musste meine Mutter alles entscheiden, er hatte ja nie seine Wünsche für seine Bestattung geäußert.
Ich vermute, dass er allerhand Schreckliches gesehen hat im Krieg, und das als kleines Kind. Aber mein Vater hat auf mich nie einen traumatisierten Eindruck gemacht, war weder Alkokoliker noch gewalttätig oder sonst irgendwie seltsam. Er war ein warmherziger, humorvoller, gutmütiger Mensch.
Meine Mutter dagegen wuchs in einer Kleinstadt auf und hat soweit ich weiß keine direkten Bombardierungen oder sonstigen Grausamkeiten des Krieges erlebt, bzw. war sie noch so klein, dass sie das nicht einordnen konnte.
Sie erlebe ich allerdings seit ich denken kann als schwierigen Menschen, der nicht wirklich lieben kann. Ich vermute es liegt an ihrem Elternhaus, auch wenn ihre nur wenig jüngere Schwester ganz anders ist. Aber wie du schon geschrieben hast, werden Geschwisterkinder von den Eltern ja häufig recht unterschiedlich behandelt.
Mich hat immer belastet, dass ich mich von meiner Mutter nicht richtig geliebt fühlte. Es bedrückt mich inzwischen nicht mehr so wie früher, da ich mir denke, sie konnte es eben nicht. Vielleicht sollte ich mir das von dir angesprochene Buch trotzdem auch mal besorgen.
LG
Ver-rückt
w., 57 Jahre, seit etwa 33 Jahren erkrankt
Medikation zur Zeit:
Thyroxin, Valproat retard, Quetiapin, Aripiprazol,
Doxepin